Musizieren mindert typische Alterserscheinungen

Ein Leben lang ein Musikinstrument zu spielen, verbessert das auditive Gedächtnis und die Fähigkeit, Sprache trotz Geräuschkulisse verstehen zu können
Evanston (USA) - Mit Musik geht alles besser - auch das Altwerden: Wer beinahe sein ganzen Leben lang ein Musikinstrument spielt, hat im Alter nicht nur weniger Probleme mit dem Gedächtnis. Es fällt aktiv Musizierenden auch leichter, einem Gespräch trotz lauter Geräuschkulisse zu folgen. Hinweise darauf liefert eine kleine Studie mit Musikern und Nicht-Musikern, die US-Forscher im Fachblatt "PLoS One" (doi:10.1371/journal.pone.0018082) vorstellen. Die Ergebnisse legen nahe, dass Musik es fördert, wichtige Klangmuster aus dem Lärm herausfiltern und erkennen zu können.

"Lebenslanges musikalisches Training scheint Vorteile für mindestens zwei wichtige Fähigkeiten zu verleihen, die bekanntermaßen mit dem Alter nachlassen", sagt Studienleiterin Nina Kraus von der Northwestern University in Evanston, "das Gedächtnis und das Vermögen, Sprache in Lärm zu hören." Die Forscher hatten 18 Musiker und 19 Nicht-Musiker im Alter von 45 und 65 einer Reihe von Tests unterzogen. Sie prüften das Vermögen, Sprache trotz lauter Geräuschkulisse verstehen zu können, sowie Gedächtnisleistungen in verschiedenen Bereichen wie Hören und Sehen. Das Ergebnis: Musiker, die seit ihrem neunten Lebensjahr oder noch länger beständig ein Instrument spielten, schnitten in beinahe allen Bereichen besser ab als Nicht-Musiker. Leistungen, die mit dem visuellen Arbeitsgedächtnis zusammenhingen, waren in beiden Gruppen vergleichbar. Das Musizieren und die damit verbundene Übung könnten demnach das alterbedingte Nachlassen bestimmter Fähigkeiten reduzieren, die mit dem Hören zusammenhängen.

Zwtl: Musik ist Feintuning fürs Nervensystem

Sprache in geräuschvoller Umgebung schwer bis kaum verstehen zu können, gehört zu den häufigsten Beschwerden älterer Menschen und ist ein häufiger Grund für soziale Isolation und Depressionen. Der typische altersbedingte Gehörverlust kann allerdings nicht die alleinige Ursache sein, da Erwachsene mit annährend identischem Hörvermögen extreme Unterschiede zeigen, Sprache trotz Geräuschkulisse verstehen zu können. "Die neuronalen Verbesserungen, die wir bei musikalisch Trainierten vorfinden, sind nicht einfach nur ein Verstärkungs- oder eine Art 'Lautstärkeregler'-Effekt", sagt Kraus. "Zu musizieren fordert ihre Fähigkeit, relevante Muster separat zu erkennen, einschließlich des Klangs ihres eigenen Instrumentes, Harmonien und Rhythmen." Dieses Feintuning des Nervensystems durch das Musizieren wirkt sich ebenso positiv auf das Spracherkennungsvermögen aus.

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Quelle: "Musical Experience and the Aging Auditory System: Implications for Cognitive Abilities and Hearing Speech in Noise", Nina Kraus et al.; PLoS One (doi:10.1371/journal.pone.0018082)


 

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