Multiple Sklerose: Bluttest gibt Auskunft über Schwere der Krankheit

Spektrum der Genaktivität in Blutzellen könnte bei der Wahl der optimalen Behandlung helfen
Neuronen des zentralen Nervensystems werden bei Multipler Sklerose durch Immunreaktionen geschädigt.
Neuronen des zentralen Nervensystems werden bei Multipler Sklerose durch Immunreaktionen geschädigt.
© MethoxyRoxy / Creative Commons (CC BY-SA 2.5), http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5/deed.en
Boston (USA) - Krankheitsverlauf und Behandlungserfolg der Multiplen Sklerose (MS) sind von Fall zu Fall sehr unterschiedlich. Jetzt haben amerikanische Mediziner einen Bluttest entwickelt, der helfen könnte, die jeweils am besten geeignete Therapieform zu wählen. Der Test analysiert die Aktivität von Genen in weißen Blutkörperchen. Er liefert eine molekulare Signatur, die eine Einteilung der Patienten in zwei Gruppen ermöglicht. Diese unterscheiden sich im Schweregrad der Krankheit. So könnte das Verfahren frühzeitig eine Entscheidung darüber erleichtern, ob eine eher aggressive oder milde Form der Behandlung angebracht ist, berichten die Forscher im Fachblatt „Science Translational Medicine“.

„Diese Ergebnisse motivieren uns zu weiteren Forschungen, die das Ziel haben, die beste Behandlung für jeden einzelnen Patienten mit Multipler Sklerose zu finden“, sagt Philip De Jager vom Brigham and Women’s Hospital in Boston. Sein Forscherteam nahm Blutproben von 141 noch unbehandelten Patienten und analysierte den Gehalt an Boten-Ribonukleinsäure (m-RNA) in den weißen Blutkörperchen. Diese Moleküle bringen die Bauanleitung für Proteine von den Genen im Zellkern in das Zellplasma. Das Gesamtspektrum dieser RNAs ist daher Ausdruck der Genaktivitäten in den Zellen. Durch Vergleich der RNA-Profile ließen sich die Patienten in zwei Gruppen einteilen. Bei denen der als „MS-A“ bezeichneten Gruppe waren solche Gene stärker aktiv, die die Produktion immunologischer Botenstoffe steuerten. Die Testmethode könnte sich daher auch dazu eignen, die Ursache der Krankheit zu erforschen.

Die Forscher setzten den Bluttest schließlich bei anderen MS-Patienten ein, die entweder mit Interferon-beta oder Glatiramer behandelt wurden. Dabei zeigte sich, dass Patienten der „MS-A“-Gruppe mit höherer Wahrscheinlichkeit erneute Krankheitsschübe erlitten als die anderen. Bei den meisten MS-Patienten nimmt die Krankheit einen schubförmigen Verlauf, wobei sich zwischenzeitlich die Symptome zurückbilden. Typische Merkmale der chronischen Erkrankung des zentralen Nervensystems sind Lähmungen, Seh- und Sensibilitätsstörungen. Als Ursachen werden neben genetischen Faktoren Umwelteinflüsse vermutet. Diese bewirken, dass sich Immunreaktionen gegen die Hülle der Nervenzellfortsätze richten und deren Funktion stören. Die Krankheit ist nicht heilbar, die Symptome lassen sich jedoch meist effektiv lindern.

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