Mukoviszidose: Erkältungsviren verbessern Erfolgsaussichten einer Gentherapie enorm

Durch den Einsatz von Parainfluenza-Viren als Gentaxis lässt sich ein heilendes Gen auf einen wesentlich höheren Prozentsatz von Lungenzellen übertragen
Parainfluenzaviren
Parainfluenzaviren
© Erskine Palmer, Centers for Disease Control and Prevention
Chapel Hill (USA) - Die Ursache der Erbkrankheit Mukoviszidose ist der Defekt eines einzigen Gens. Versuche, die dadurch gestörte Funktion von Lungenzellen durch eine Gentherapie wiederherzustellen, scheiterten bisher an der geringen Effizienz der Genübertragung. Jetzt konnten amerikanische Forscher im Labormodell die Effizienz beträchtlich steigern, indem sie als Gentaxi das Parainfluenza-Virus, einen Erreger von Erkältungskrankheiten, einsetzten. Bevor klinische Versuche beginnen können, muss die Sicherheit dieser Form der Gentherapie aber noch verbessert werden, schreiben die Wissenschaftler im Online-Journal "PLoS Biology".

"Wenn man bedenkt, dass bei früheren klinischen Gentherapieversuchen die Übertragungseffizienz bei etwa 0,1 Prozent der Zellen lag, erkennt man, dass dies ein riesiger Schritt vorwärts ist", sagt Raymond Pickles von der University of North Carolina in Chapel Hill. In 60 bis 70 Prozent der Lungenzellen von Patienten konnten er und seine Kollegen im Laborexperiment normale Kopien des defekten Mukoviszidose-Gens CFTR einschleusen. Dazu setzten sie Parainfluenza-Viren als Gentaxis ein. Da diese Viren die natürliche Eigenschaft besitzen, sehr effektiv bestimmte Zellen der menschlichen Atemwege zu infizieren, war auch die Rate der Genübertragung ungewöhnlich hoch.

In das Erbgut der Viren hatten die Forscher ein CFTR-Gen eingebaut, das bei der Infektion mit in die Lungenzellen eingeschleust wird. Das korrigiert den genetischen Defekt, der dazu führt, dass sich zäher Schleim in den Atemwegen bildet. Der Einbau des therapeutischen Gens in die Viren schwächte gleichzeitig das Krankheitspotential der Virusinfektion. Es seien aber noch zusätzliche Maßnahmen nötig, um ein Erkrankungsrisiko beim Einsatz am Menschen zu verringern, sagt Pickles. Versuche mit Kulturen menschlicher Mukoviszidose-Lungenzellen hatten ergeben, dass es genügen würde, 25 Prozent der Lungenzellen mit einer intakten Genkopie auszustatten, damit sich die Lungenfunktion weitgehend normalisiert. Erschwert wird eine Therapie dadurch, dass die Zellen der Atemwege nach einiger Zeit natürlicherweise abgestoßen und durch neue ersetzt werden. Daher wäre es nötig, die gentherapeutische Behandlung in bestimmten Zeitabständen erneut durchzuführen.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "CFTR Delivery to 25% of Surface Epithelial Cells Restores Normal Rates of Mucus Transport to Human Cystic Fibrosis Airway Epithelium", Liqun Zhang et al., PLoS Biology, Vol. 7(7): e1000155, http://biology.plosjournals.org/perlserv/?request=get-document&doi=10.1371/journal.pbio.1000155


 

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