Mückenspeichel hemmt auch Entzündungen

Blutsaugende Kriebelmücken nutzen einen Wirkstoff, der gleichzeitig die Blutgerinnung und Entzündungsreaktionen hemmt
Kriebelmücken sind nur wenige Millimeter groß und sehen fast wie Fliegen aus.
Kriebelmücken sind nur wenige Millimeter groß und sehen fast wie Fliegen aus.
© University of Georgia
Athens (USA) - Stechmücken injizieren Speichel in die Haut ihrer Opfer, um das Blutsaugen zu erleichtern. Welche Bestandteile dabei besonders wichtig sind, ist noch weitgehend unbekannt. Jetzt haben amerikanische Biologen in den Speicheldrüsen von Kriebelmücken ein Protein entdeckt, das eine zweifache Wirkung hat: Es hemmt die Blutgerinnung und Entzündungsreaktionen des Immunsystems. Wirkstoffe mit solchen Eigenschaften könnten vielleicht von Nutzen sein, um Herz- und Gefäßkrankheiten zu behandeln. Möglicherweise begünstigt das Protein auch die Übertragung von Krankheitserregern beim Mückenstich, schreiben die Forscher im Online-Journal „PLoS One“.

„Wir konnten zeigen, dass das Speichelprotein, das wir Simukunin genannt haben, den Gerinnungsfaktor Xa blockiert und damit die Blutgerinnung effektiv hemmt“, sagt Donald Champagne von der University of Georgia in Athens, der Leiter des Forscherteams. Das Protein wird speziell in den Speicheldrüsen von erwachsenen weiblichen Kriebelmücken (Simulium vittatum) produziert. Das deutete auf eine Rolle bei der Blutmahlzeit, auf die die weiblichen Insekten angewiesen sind, um Eier produzieren zu können. Versuche mit gentechnisch hergestelltem Simukunin bestätigten zunächst die vermutete gerinnungshemmende Funktion. Überrascht waren die Forscher aber, als sie entdeckten, dass dasselbe Protein auch die beiden Enzyme Elastase und Kathepsin G hemmt. Diese sind an der Abwehr von Erregern und Entzündungsreaktionen beteiligt. Simukunin könnte also auch das Eindringen und die Ausbreitung von Mikroben erleichtern.

Einige Arten von Kriebelmücken in Afrika sind Überträger von Fadenwürmern, die bei einem Teil der Infizierten die Flussblindheit (Onchozerkose) verursachen. Ob das neu entdeckte Speichelprotein auch die Infektion mit diesen Würmern begünstigt, sollen weitere Experimente nun zeigen. Wäre das der Fall, könnte eine Impfung, die vor der Wirkung des Proteins schützt, das Risiko einer Infektion verringern, sagt Champagne. Im Labor erzeugtes Simukunin oder ein ähnlich wirkendes Mittel wäre möglicherweise auch als Medikament einsetzbar – beispielsweise bei Patienten nach einem Herzinfarkt. Diese würden, so der Forscher, sowohl von der entzündungs- als auch der gerinnungshemmenden Wirkung des Proteins profitieren.

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Quelle: „Simukunin from the Salivary Glands of the Black Fly Simulium vittatum Inhibits Enzymes That Regulate Clotting and Inflammatory Responses“, Hitoshi Tsujimoto et al.; DOI: 10.1371/journal.pone.0029964


 

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