Mord an Frauen: Häufigster Täter ist der eigene Partner

Laut einer WHO-Studie ist in fast 40 Prozent der Fälle der Lebensgefährte für die Tat verantwortlich
Häusliche Gewalt: noch immer schaut die Gesellschaft häufig weg
Häusliche Gewalt: noch immer schaut die Gesellschaft häufig weg
© Concha García Hernández
Genf (Schweiz)/London (Großbritannien) - Etwa ein Siebtel aller Tötungsdelikte weltweit werden vom Intimpartner verübt. Dies ist eines der Ergebnisse einer aktuellen Studie der Weltgesundheitsorganisation WHO und beteiligter Forschungseinrichtungen in Südafrika und Großbritannien. Dabei ist der Anteil von Morden durch Männer an ihren Frauen mit 38,6 Prozent weit höher als die 6,3 Prozent im umgekehrten Fall. Laut der Studie geht der Tötung häufig häusliche Gewalt und Missbrauch voraus. Daher beklagen die Wissenschaftler in ihrem heute veröffentlichten Bericht „Global estimates of violence against women: Prevalence and health effects of intimate partner violence“ auch ein Versagen der Gesellschaft. Denn die Morde seien letztlich das „ultimative Ergebnis“ einer fehlenden Reaktion von Gesundheitseinrichtungen sowie von sozialen und juristischen Ämtern auf häusliche Gewalt.

„Unsere Ergebnisse unterstreichen, dass Frauen überproportional durch Gewalt und Mord gefährdet sind, die von ihren Intimpartner ausgehen. Das wurde viel zu lange vernachlässigt“, betont Heidi Stöckl von der London School of Hygiene & Tropical Medicine. Zusammen mit ihren Kollegen und Forschern des South African Medical Research Council hatte sie für die WHO 118 Studien ausgewertet und fast 500.000 Morde in 66 Ländern analysiert. Dabei variierten die Zahlen in den unterschiedlichen Regionen erheblich. So war das Ergebnis in den südostasiatischen Staaten am alarmierendsten: Rund 60 Prozent aller Morde an Frauen wurden dort vom männliche Partner verübt. Dagegen wiesen die Staaten am östlichen Mittelmeer mit „nur“ rund 15 Prozent den niedrigsten Wert auf.

Auch in Europa gab es große Unterschiede bei den Zahlen. Dabei hatten die reichen Staaten mit einem Anteil von über 40 Prozent mörderischer Partner fast doppelt so hohe Werte wie die Länder mit geringen und mittleren Einkommen (20 Prozent der Morde an Frauen). Umgekehrt leben die gefährlichsten Damen ebenfalls in den Ländern mit den hohen Einkommen, gefolgt von Afrika und europäischen Staaten mit geringen und mittlerem Einkommen. In allen anderen Ländern lag die Zahl der Morde an Männern durch ihre Intimpartnerinnen unter zwei Prozent. Die Autoren betonen, dass es sich bei ihren Zahlen nur um eine eher konservative Schätzung handeln würde, da häufig keine verlässlichen Daten vorlägen. Daher fordern sie eine bessere Erfassung der Zahlen und weitere Untersuchungen zum Thema.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: WHO: http://www.who.int/en/
„Global estimates of violence against women: Prevalence and health effects of intimate partner violence“, ISBN: 9789241564625


 

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