Monster sind auch nur Menschen: Augen stehen im Zentrum der Aufmerksamkeit

Der menschliche Blick sucht die Augen des Gegenübers – gleichgültig, wo diese am Körper positioniert sind
Auch bei einem Monster sucht der menschliche Blick die Augen des unmenschlichen Gegenübers.
Auch bei einem Monster sucht der menschliche Blick die Augen des unmenschlichen Gegenübers.
© Tom Foulsham
British Columbia (Kanada) - Wer jemals einem Alien gegenüber stehen sollte, wird wohl zunächst nach dessen Augen suchen – egal wo sich diese auch befinden mögen. Das legt ein kleines Experiment kanadischer und britischer Psychologen nahe, die Studenten Bilder von Menschen, menschenähnlichen Wesen und Monstern präsentierten. Sie beobachteten, dass der Blick auch bei Monstern, deren Augen an völlig unüblichen Körperstellen liegen, die Augen sucht. Die Forscher gehen mit ihrer Studie, die sie im Fachblatt „Biology Letters“ präsentieren, einer zentralen Frage der Verhaltensforschung auf den Grund: Blickkontakt und das Verfolgen der Blicke anderer sind ein entscheidendes Merkmal des menschlichen Sozialverhaltens. Das Phänomen ist aber auch bei einer Reihe von Tieren zu finden, etwa bei Primaten sowie bei Hunden, Vögeln, Delfinen oder Ziegen. Nicht eindeutig geklärt waren bisher die Hirn-Mechanismen, die dem zugrunde liegen – ist es ein neuronales System, das den Blick gezielt die Augen suchen lässt? Oder richtet sich der Blick schlicht in die Mitte von Gesichtern beziehungsweise Köpfen, wo die Augen meist positioniert sind?

„Es gab eine tiefgreifende und erhebliche Tendenz, früh und häufig zu den Augen von Menschen und Menschenähnlichen zu schauen und ebenso, entscheidend, zu den Augen von Monstern“, schreiben Alan Kingstone von der University of British Columbia und seine Kollegen. „Diese Ergebnisse zeigen, dass die Augen und nicht die Mitte des Kopfes vom System, das die Augenbewegungen steuert, anvisiert werden.“ Kingstone und seine Kollegen präsentierten 22 Studenten insgesamt 36 Bilder, die aus dem bekannten Rollenspiel-System Dungeons & Dragons stammten. Diese zeigten entweder Menschen oder humanoide, also menschenähnliche Wesen oder völlig unmenschliche Monster, bei denen sich die Augen an komplett anderen Stellen als dem Gesicht befanden, zum Beispiel an den Händen. Dabei beobachteten die Forscher die Augenbewegungen der Probanden. So konnten sie feststellen, wohin sich der Blick der Versuchsteilnehmer auf den jeweiligen Bildern richtete.

Sie stellten fest: Nachdem sich der Blick zunächst in das Zentrum des Bildes wendet, bewegt er sich bei Menschen und Humanoiden dann schnell vertikal nach oben zum Gesicht und sucht die Augen. Eine ähnliche Blickfixierung fand auch bei Monstern statt. Da sich deren Augen nicht unbedingt oberhalb der Bildmitte befanden, ging der Blick aber nicht nach oben, sondern eben zu den Augen. Der zeitliche Verlauf dieses Prozesses ähnelte dabei dem bei Menschen und Humanoiden. Das Fazit der Psychologen: Monster sind auch nur Menschen.

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