Monarchfalter: Unterschiedliche Flugrouten trotz gleicher Gene

Die Navigation der amerikanischen Wanderfalter ist nicht angeboren, sondern wird hauptsächlich durch die Umwelt gesteuert
Monarchfalter (Danaus plexippus) rasten auf ihrer langen Wanderung.
Monarchfalter (Danaus plexippus) rasten auf ihrer langen Wanderung.
© Gene Nieminen, U.S. Fish and Wildlife Service
Atlanta (USA) - Jedes Jahr im Herbst fliegen Millionen von Monarchfaltern vom östlichen Nordamerika bis nach Mexiko, um dort zu überwintern. Eine kleinere Population dieser Schmetterlinge wandert zur selben Zeit von einer Region westlich der Rocky Mountains bis zur kalifornischen Küste. Durch einen Vergleich von Erbmerkmalen haben amerikanische Biologen jetzt gezeigt, dass die verschiedenen Flugrouten nicht auf genetischen Unterschieden zwischen östlichen und westlichen Wanderfaltern beruhen. Wie die Durchmischung beider Populationen erfolgt und wie die Schmetterlinge den richtigen Weg wählen, ist noch nicht geklärt, schreiben die Forscher im Fachblatt „Molecular Ecology“.

„Unsere Ergebnisse liefern das bisher stärkste Argument dafür, dass östliche und westliche Monarchfalter einer gemeinsamen genetischen Population angehören“, sagt der Leiter des Forscherteams Jacobus de Roode von der Emory University in Atlanta. Nach bisher vorherrschender Meinung soll eine unterschiedliche Gen-Ausstattung beider Populationen bewirken, dass die Schmetterlinge ganz verschiedene Sommer- und Winterquartiere ansteuern. Die neuen Resultate sprechen aber eher für eine Navigation, die durch Umweltfaktoren gesteuert wird.

Die Forscher analysierten elf Regionen des Erbguts von beiden Falterpopulationen Nordamerikas, sowie von nicht wandernden Monarchfaltern aus Hawaii und Neuseeland. Die so erhaltenen genetischen Fingerabdrücke waren bei den nordamerikanischen Schmetterlingen identisch, unterschieden sich aber klar von den anderen. Ganz auszuschließen ist es allerdings noch nicht, dass es kleinere, durch die untersuchten DNA-Abschnitte nicht erfasste Gen-Unterschiede gibt, die für die Wahl der Flugroute wichtig sein könnten. Daher planen die Biologen, das gesamte Genom des Monarchfalters zu sequenzieren und dann erneut nach möglichen Unterschieden zu suchen. Außerdem sollte das Verhalten der östlichen Wanderfalter beim Rückflug aus Mexiko genauer untersucht werden, sagt de Roode. Denn um die große Ähnlichkeit des Erbguts zu erklären, muss es zu einer genetischen Durchmischung beider Populationen kommen. Die naheliegendste Erklärung dafür wäre, dass Jahr für Jahr einige der östlichen Falter beim Flug ins Sommerquartier den westlichen Weg nach Norden wählen.

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Quelle: „Lack of genetic differentiation between monarch butterflies with divergent migration destinations“, Justine I. Lyons et al.; Molecular Ecology, DOI: 10.1111/j.1365-294X.2012.05613.x


 

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