Mittel gegen Bluthochdruck verbessert Tuberkulosetherapie
Die derzeitigen Behandlungsoptionen einer Tuberkulose beschränken sich auf etwa ein Dutzend älterer Antibiotika, von denen einige starke Nebenwirkungen haben, sagt William Bishai von der Johns Hopkins University in Baltimore, der Leiter des Forscherteams. Neue Therapiemöglichkeiten würden dringend benötigt. Dazu könnte Verapamil, ein sogenannter Kalziumkanal-Blocker, dienen. Dieser wird bisher nur bei Bluthochdruck, Cluster-Kopfschmerz und Herzkrankheiten eingesetzt. Das Mittel ist seit etwa 40 Jahren bekannt, was das Risiko unerwarteter Nebenwirkungen verringert.
Die Forscher simulierten eine Tuberkulosetherapie bei infizierten Mäusen. Zwei Monate lang erhielten die Tiere täglich Isoniazid, Rifampicin und Pyrazinamid. Anschließend wurde die Behandlung ohne das letztgenannte Mittel noch vier Monate lang fortgesetzt. Einem Teil der Mäuse verabreichten die Wissenschaftler zusätzlich Verapamil während der gesamten Zeitspanne von sechs Monaten. Mindestens einmal monatlich testeten sie eine Gewebeprobe der Lungen auf Tuberkelbakterien. Durch Einsatz des Blutdruckmittels war nach zwei Monaten die Zahl der Erreger auf ein Zehntel gesunken; schon nach vier Monaten enthielt die Hälfte der Gewebeproben keine Bakterien mehr. Dagegen waren ohne die Zusatzbehandlung nach vier Monaten die Erreger noch in allen Proben nachweisbar. Im menschlichen Körper hemmt Verapamil das Einströmen von Kalziumionen in Muskelzellen und erweitert die Blutgefäße. Auf noch unbekannte Weise wirkt das Mittel auch auf Tuberkelbakterien, indem es ihre Abtötung durch Antibiotika und die Eliminierung durch die Immunabwehr beschleunigt. Dadurch verkürzt sich die Behandlungsdauer, so dass die Erreger weniger Zeit haben, resistent zu werden und zu überleben.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkrankten 2011 weltweit 8,7 Millionen Menschen an Tuberkulose. 1,4 Millionen starben daran, die Mehrzahl davon in den Entwicklungsländern. Durch oftmals nachlässige Medikamenteneinnahme und vorzeitigen Abbruch der Therapie breiten sich inzwischen in allen Ländern Tuberkuloseerreger aus, die gegen mehrere der verfügbaren Antituberkulotika unempfindlich geworden sind.