Mittagsschlaf verbessert Lernerfolg bei Vorschulkindern

Der zusätzliche Schlaf hilft, das am Vormittag Gelernte im Gedächtnis zu speichern und später wieder abzurufen
Mittagsschlaf hilft Vorschulkindern beim Lernen.
Mittagsschlaf hilft Vorschulkindern beim Lernen.
© Rebecca Spencer
Amherst (USA) - Der Schlaf unterstützt Lernleistungen und Erinnerungsvermögen bei Erwachsenen. Aber auch der bei Kindern im Vorschulalter übliche Mittagsschlaf hat einen ganz ähnlichen Effekt auf diese Hirnfunktionen, berichten amerikanische Psychologen. Demnach können sich Kleinkinder am Nachmittag besser an das am Vormittag Gelernte erinnern, wenn sie dazwischen etwa eine Stunde geschlafen haben. Der Unterschied im Lernerfolg blieb auch am nächsten Tag bestehen. Dieses Ergebnis zeige, wie wichtig es ist, dass Ganztageskindergärten die Möglichkeit eines Mittagsschlafes bieten, schreiben die Forscher im Fachjournal „Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS)“.

„Wir präsentieren erstmals wissenschaftliche Beweise dafür, dass der Mittagsschlaf für Vorschulkinder die akademischen Ziele einer Früherziehung unterstützt“, sagt Rebecca Spencer von der University of Massachusetts in Amherst. In den Kindergärten sollten daher nicht nur Schlafgelegenheiten angeboten werden. Man sollte die Kinder auch ermutigen, diese zu nutzen. Aus zahlreichen Studien ist bekannt, dass der nächtliche Schlaf bei jungen Erwachsenen zur Festigung von Gedächtnisinhalten beiträgt, die zuvor durch Lernprozesse entstanden sind. Ob ein Kurzschlaf am Tag Kleinkindern zusätzlich beim Lernen hilft, wurde bisher nicht untersucht.

An der neuen Studie nahmen 40 drei- bis fünfjährige Kinder aus sechs Kindergärten teil. Die Forscher testeten Orts- und Bildgedächtnis der Kleinen auf eine Weise, die dem Memory-Spiel ähnelt: Die Aufgabe bestand darin, sich zu merken, welches Bild in einem Gitterfeld wo platziert war. Nach dem Training am Vormittag durften die Kinder am frühen Nachmittag entweder schlafen – was im Durchschnitt 77 Minuten dauerte – oder sie wurden wachgehalten. Am späteren Nachmittag und am nächsten Morgen wiederholten sie dann den Test. Der Mittagsschlaf verringerte die Fehlerquote beim Lösen der Aufgaben von 35 auf 25 Prozent. Auch der Schlaf in der folgenden Nacht konnte den Unterschied im Testergebnis am nächsten Morgen nicht beseitigen. Möglicherweise ist eine nächtliche Schlafperiode bei Kleinkindern nicht ausreichend, um neue Gedächtnisinhalte zu festigen; deshalb profitieren sie von einer zweiten Schlafzeit kurz nach der Lernphase, vermuten die Forscher.

Bei einer anderen Gruppe von 14 Vorschulkindern analysierten die Wissenschaftler im Schlaflabor die Hirnaktivitäten während des Mittagsschlafs. Von besonderem Interesse war dabei das Auftreten sogenannter Schlafspindeln, typischer Wellenmuster im EEG, die bei Verarbeitung neuer Informationen auftreten. Es stellte sich heraus, dass der positive Effekt des Schlafs auf die Gedächtnisleistung umso größer war, je stärker die Dichte der Schlafspindeln zunahm. Das bestätigt die Annahme, dass der kurze Mittagsschlaf ausreicht, um Lernerfolge zu verbessern. Auf einen regelmäßigen Mittagsschlaf zu achten könnte nach Ansicht der Autoren vielleicht auch dazu beitragen, Kindern mit Lernproblemen zu helfen.

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