Mit den Augen eines Pfaus: Worauf die Weibchen bei der Balz wirklich achten

Analyse der Blickbewegungen zeigt, dass sich die Henne nur wenig für Färbung und Länge der Schwanzfedern des Männchens interessiert
Ob von hinten oder vorn: Die Blicke der Weibchen richten sich hauptsächlich auf den unteren Teil des Schwanzfächers.
Ob von hinten oder vorn: Die Blicke der Weibchen richten sich hauptsächlich auf den unteren Teil des Schwanzfächers.
© Ramessos / Wikimedia, gemeinfrei
Durham (USA) - Das menschliche Auge ist von der Farbenpracht der Schwanzfedern beeindruckt, wenn der männliche Pfau bei der Balz sein Rad schlägt. Aber die umworbenen Hennen achten bei der Wahl eines Partners mehr auf andere Merkmale. Amerikanische Biologen haben jetzt balzende Männchen erstmals mit den Augen der Weibchen gesehen: Sie zeichneten die Blickbewegungen der Hennen auf und stellten überrascht fest, dass diese sich ganz auf den unteren Teil des zur Schau gestellten Schwanzfächers konzentrieren. Die extreme Länge und auffallende Färbung der Federn dienen wahrscheinlich nur dazu, die Weibchen über große Entfernungen hinweg anzulocken. Doch bei der anschließenden Begutachtung aus nächster Nähe kommt es dann offenbar auf ganz andere Qualitäten an, schreiben die Forscher im „Journal of Experimental Biology“.

„Fast alle Blicke der Weibchen richteten sich auf Körperteile unterhalb des Kopfes und nur sehr wenige galten dem oberen Teil der Schleppe“, sagt Erstautorin Jessica Yorzinski. In Zusammenarbeit mit Gail Patricelli von der University of California in Davis und Michael Platt von der Duke University setzte sie bei ihren Beobachtungen einen sogenannten mobilen Eyetracker ein – eine Apparatur, die Augenbewegungen aufzeichnet. Dazu wurde ein Helm mit zwei Kameras auf dem Kopf einer Pfauenhenne (Pavo cristatus) montiert. Die eine registrierte das Blickfeld, die andere die Pupillenbewegung eines Auges. Das zweite Auge war abgedeckt. In einer Gewöhnungsphase versicherten sich die Forscher zunächst, dass die Beeinträchtigung des Sehvermögens durch den Helm das natürliche Verhalten des Versuchstieres nicht veränderte.

Jede einzelne von insgesamt 16 Hennen wurde an verschiedenen Tagen mit jeweils zwei Männchen in einem Gehege zusammengebracht. Die Hähne präsentierten daraufhin ihr Rad und machten durch Flügelschlagen und Rasselgeräusche auf sich aufmerksam. Trotzdem richteten die näher kommenden Weibchen ihre Blicke nur zeitweise auf die Männchen. Und wenn sie das taten, betrachteten sie dabei hauptsächlich den unteren Teil der aufgefächerten Schwanzfedern. Den auffälligeren oberen Teil mit den großen Augenflecken und dem Kopf des Hahns würdigten sie dagegen kaum eines Blickes. Zusätzliche Versuche mit entfernt platzierten Schwanzattrappen bestätigten eine Vermutung der Biologen: In ihrem natürlichen Lebensraum sind die Männchen in größerer Entfernung aufgrund der dichten Vegetation nur schlecht zu erkennen. Die aufgerichteten farbenprächtigen Schwanzfedern erleichtern es den Weibchen, die Männchen zu lokalisieren. Erst aus der Nähe begutachten sie dann die Qualität des möglichen Brutpartners. Aber welche Merkmale des Männchens nun eigentlich für ihre Wahl entscheidend sind, bleibt vorerst ein Rätsel.

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