Mit Viren gegen Leberkrebs
„Die Sicherheitsbedenken von Kombinationstherapien sollten stets gründlich geprüft werden. Doch aufgrund der ermutigenden Ergebnisse unserer Sicherheitsstudie mit Affen halten wir eine klinische Anwendung in naher Zukunft für möglich“, schreiben die Wissenschaftler um Guangmei Yan und Jun Hu von der Sun Yat-sen University in Guangzhou. Für ihre Experimente wählten sie das Alphavirus M1, das von Stechmücken übertragen wird und bei Pferden eine vorübergehende Erkrankung auslöst. Gesunde menschliche Zellen werden nicht infiziert, wohl aber Leberkarzinomzellen, da deren Virenabwehr meist gestört ist. Die Aktivität der Viren allein reicht jedoch für eine erfolgreiche Therapie nicht aus.
Daher suchten die Forscher durch ein Screening von 350 Substanzen mit bekannter krebshemmender Wirkung nach Verbindungen, die den Erfolg der Vireninfektion verstärken. Am wirksamsten erwies sich ein Hemmstoff des Enzyms VCP, das eine wichtige Rolle bei der „Müllabfuhr“ in der Zelle spielt: Es hilft dabei, fehlgefaltete Proteine schnell zu entsorgen, damit sie im Proteasom geschreddert werden können. Krebszellen bilden generell mehr Proteine und haben wahrscheinlich deshalb mehr VCP-Enzyme als gesunde Zellen. Die Blockade dieser Enzyme wirkt – aber nur schwach – krebshemmend, da dadurch das Selbstmordprogramm der Zelle in Gang gesetzt wird.
Wurden Kulturen von Leberkrebszellen 30 bis 60 Minuten mit dem Hemmstoff vorbehandelt, verstärkte sich das zerstörerische Potenzial der M1-Viren 3600-fach. Auch bei Mäusen mit Leberzellkarzinom schrumpften durch die kombinierte Therapie die Tumore stärker und die Überlebensraten stiegen, verglichen mit dem Einsatz von Viren oder Hemmstoff allein. Um die Sicherheit der Behandlung zu prüfen, verabreichten die Forscher sechs Makaken jeweils sechs intravenöse Infusionen über einen Zeitraum von zwölf Tagen. Dabei traten keine bedenklichen Nebenwirkungen auf. Es ist bekannt, dass Patienten mit ungewöhnlich hoher VCP-Aktivität in den Tumorzellen eine besonders schlechte Prognose haben. Diese Personen, so die Autoren, könnten von der neuen Behandlungsstrategie am meisten profitieren.
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