Mikro-RNA hemmt Krebsstammzellen

Im Tierversuch blockiert die Behandlung mit einer speziellen Mikro-RNA die Vermehrung von Prostatakrebsstammzellen, so dass Tumoren schrumpfen und weniger Metastasen entstehen
Smithville (USA) - Mikro-RNAs sind kleine Nukleinsäuremoleküle, die an der Regulation von Genen beteiligt sind. Jetzt haben amerikanische Forscher nachgewiesen, dass die Produktion einer bestimmten Mikro-RNA in Krebsstammzellen von Prostatatumoren stark gedrosselt ist. Bei Mäusen bewirkte die Behandlung mit dieser Mikro-RNA, dass Tumoren schrumpften und weniger Metastasen bildeten. Der therapeutische Effekt beruhte darauf, dass die Vermehrung und Ausbreitung der Krebsstammzellen gehemmt wurden, schreiben die Wissenschaftler im Fachjournal "Nature Medicine". Diese Stammzellen vollständig zu eliminieren wäre die Voraussetzung dafür, dass es nach einer zunächst erfolgreichen Chemotherapie später nicht zu erneutem Krebswachstum kommt.

"Viele Krebsstammzellen bilden das Oberflächen-Adhäsionsprotein CD44 im Überschuss. Dieses Protein spielt eine Rolle bei der Förderung des Tumorwachstums und vor allem bei Krebsmetastasen", sagt Dean Tang vom M. D. Anderson-Krebszentrum der University of Texas. Im Gegensatz zur Masse der Zellen eines Tumors sind nur die Krebsstammzellen in der Lage, neue Tumoren zu erzeugen. Außerdem können sie eine Chemotherapie überstehen und später ein erneutes Krebswachstum verursachen. Das Forschungsteam von Tang isolierte CD44-positive Zellen mit Stammzelleigenschaften aus 18 menschlichen Prostatatumoren. Im Vergleich zu CD44-negativen Krebszellen war in diesen Zellen der Spiegel von miR-34a, einer von 137 untersuchten Mikro-RNAs, um bis zu 75 Prozent verringert. Weitere Untersuchungen mit Zell- und Gewebekulturen ergaben, dass die Zugabe dieser Mikro-RNA die CD44-Produktion hemmt und die Vermehrung der Zellen blockiert.

Mäuse, die mit miR-34a behandelt wurden, entwickelten weniger und deutlich kleinere Tumoren als unbehandelte Tiere. Zudem bildeten sich weniger Metastasen, so dass sie länger lebten. Die direkte Hemmung der CD44-Produktion auf andere Weise hatte denselben Effekt. Ein geringer miR-34a-Spiegel von Krebszellen war stets gekoppelt mit einer verstärkten CD44-Produktion und umgekehrt. Offenbar verringert ein ausreichend hoher miR-34a-Spiegel die Aktivität des Gens, das die CD44-Bildung steuert. Danach ist es ein typisches Merkmal dieser Krebsstammzellen, wenig miR-34a und übermäßig viel CD44 zu erzeugen. Das bietet die Möglichkeit, mit einer speziell auf Krebsstammzellen ausgerichteten Therapie die Effizienz der Behandlung zu verbessern.

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Quelle: "Identification of miR-34a as a potent inhibitor of prostate cancer progenitor cells and metastasis by directly repressing CD44", Can Liu et al.; Nature Medicine, Online-Publikation, DOI: 10.1038/nm.2284


 

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