Migräne: Infarktrisiko verdoppelt sich
"Migräne wurde bisher als schmerzhafter Zustand angesehen, der die Lebensqualität verringert, aber nicht als Bedrohung der Gesundheit generell", sagt Richard Lipton vom Department of Neurology des Albert Einstein College of Medicine, der Leiter der Studie. "Aber wir wollen durch unsere Ergebnisse die Patienten nicht beunruhigen", so Lipton. Denn prozentual wären nur wenige von einer Gefäßkrankheit betroffen. Die Forscher hatten Daten von 6102 Migränepatienten und 5243 Kontrollpersonen im Alter zwischen 18 und 80 Jahren ausgewertet. Demnach verdoppelt sich für die Patienten das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, von zwei auf vier Prozent. Geht den Kopfschmerzen eine Aura - bestimmte Sehstörungen - voraus, verdreifacht sich die Infarktgefahr. Das Risiko eines Schlaganfalls steigt um 60 Prozent im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen, die Wahrscheinlichkeit eines erhöhten Cholesterinspiegels oder an Diabetes oder Bluthochdruck zu erkranken, wächst bei Migränepatienten um 50 Prozent.
"Wir müssen Migräne als chronische Erkrankung mit episodischen Anfällen betrachten. So gesehen, gibt es viele Gemeinsamkeiten zwischen Migräne und Erkrankungen wie Asthma", erklärt Dawn Buse, ein Mitglied des Forschungsteams. Möglicherweise sei ein Defekt der Innenauskleidung der Blutgefäße sowohl für die Kopfschmerzattacken als auch für die Entstehung von Gefäßkrankheiten verantwortlich, kommentieren die Autoren eines begleitenden Editorials. In weiteren Studien wollen die Forscher unter anderem untersuchen, ob Migränetherapien das Risiko von Herz- und Gefäßkrankheiten senken können.
"Is migraine a dangerous disease?", Hans-Christoph Diener and Judith U. Harrer; Neurology, Online-Publikation 2010, doi:10.1212/WNL.0b013e3181d0ce4a