Migräne-Gen entdeckt

Mutation erhöht das Risiko für die Erkrankung und verursacht Schlafstörungen
Mit dem Ölgemälde „Migräne“ beschreibt das Mitglied des Forscherteams Emily Bates die Krankheit, unter der sie selbst gelitten hat.
Mit dem Ölgemälde „Migräne“ beschreibt das Mitglied des Forscherteams Emily Bates die Krankheit, unter der sie selbst gelitten hat.
© Emily Bates
San Francisco (USA) - Sowohl genetische Merkmale als auch Umweltfaktoren können Migräne verursachen. Jetzt haben amerikanische Forscher erstmals ein defektes Gen identifiziert, das die Anfälligkeit für typische Formen dieser Kopfschmerzen erhöht. Die Träger des Gens litten gleichzeitig unter einem gestörten Schlaf-Wach-Rhythmus. Mit dem mutierten Gen ausgestattete Mäuse zeigten eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit und andere Anzeichen, die für Migräne typisch sind. Wirkstoffe, die den Defekt kompensieren, könnten neue Therapien ermöglichen, schreiben die Wissenschaftler im Fachjournal „Science Translational Medicine“.

„Dieses Gen ist sicherlich nicht das einzige, das mit der Migräne verbunden ist. Es ist nur das erste, das wir gefunden haben“, sagt Louis Ptáček von der University of California in San Francisco. Wahrscheinlich seien bei verschiedenen Patienten ganz unterschiedliche Kombinationen mehrerer Gene für die komplexe neurologische Krankheit verantwortlich. Ptáček und seine Kollegen analysierten Gene von vierzehn Patienten einer Familie, in der gehäuft Migräneerkrankungen aufgetreten sind. Die Mitglieder dieser Familie waren auch an einer speziellen Form von Schlafstörung erkrankt. Dabei ist der biologische Tagesrhythmus verschoben: Die Menschen werden bereits ab 18 Uhr müde und wachen noch vor dem Morgengrauen auf.

Im Erbgut der migränekranken und schlafgestörten Personen fanden die Forscher eine Mutation in einem Gen, das die Produktion des Enzyms Caseinkinase steuert. Diese Veränderung verringerte die Enzymaktivität, was die normale Funktion der inneren Uhr beeinträchtigte. Genetische Untersuchungen von Patienten einer zweiten Familie bestätigten den Zusammenhang zwischen Migräne und einem defekten Caseinkinase-Gen. Die Wissenschaftler vermuten, dass sich die Fehlfunktion des Enzyms auf Signalwege im Gehirn auswirkt, die sowohl den Schlaf-Wach-Rhythmus stören als auch die Anfälligkeit für Migräne erhöhen.

Die Ergebnisse von Tierversuchen bestätigten die Bedeutung des Caseinkinase-Gens für die Krankheit: Die Forscher übertrugen das mutierte Gen in das Erbgut von Mäusen. Bei diesen Tieren veränderten sich bestimmte Hirnaktivitäten auf ähnliche Weise wie bei Migränepatienten. Außerdem reagierten die Mäuse stärker auf Licht- und Tonsignale und zeigten eine höhere Schmerzempfindlichkeit. Eine Behandlung mit Migränemedikamenten linderte diese Symptome. „Die Caseinkinase ist ein Enzym, das Proteine verändert. Die Frage ist, welche davon sind für die Migräne relevant“, sagt Ptáček. Weitere Arbeiten sollen nun die genauen Ursachen der Krankheit aufklären und zu neuen Behandlungsmöglichkeiten führen.

© Wissenschaft aktuell


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg