Mehr als ein Placebo: Wie die Akupunktur Hirnaktivitäten verändert
"Die Akupunktur wirkt wahrscheinlich über mindestens zwei Mechanismen: durch spezifische Veränderung des eintreffenden Schmerzsignals und über unspezifische erwartungsbasierte Effekte", sagte Nina Theysohn vom Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie und Neuroradiologie am Universitätsklinikum Essen. Der zweite Wirkmechanismus entspreche dem Placeboeffekt. "Unsere Befunde bestätigen, dass beide Mechanismen existieren, und weisen darauf hin, dass Akupunktur helfen kann, Schmerzen zu lindern", so Theysohn. Mithilfe der fMRT untersuchten sie und ihre Kollegen, wie sich die Aktivitäten verschiedener Hirnregionen während einer Schmerzbehandlung durch Akupunktur verändern.
Dazu versetzten sie 18 gesunden Testpersonen Stromstöße am linken Fußknöchel. Das verursachte verstärkte Aktivitäten in fünf Hirnregionen. Dann setzte ein erfahrener Akupunkteur Nadeln zwischen den Zehen, unter dem Knie und am Daumen der rechten Körperhälfte. Jetzt erzeugten die gleichen Stromstöße in den meisten der für die Schmerzverarbeitung verantwortlichen Areale deutlich geringere Aktivitäten. Zusätzlich veränderte sich die Aktivität der Hirnzellen in Regionen, die das bewusste Wahrnehmen der Schmerzen vermitteln. Die Angaben der Testpersonen über die Stärke der tatsächlich empfundenen Schmerzen bestätigten, dass die Akupunktur eine betäubende Wirkung hatte. Wie stark der Anteil des Placeboeffekts dabei ist, ist noch nicht geklärt.
Die fMRT macht mit hoher räumlicher Auflösung Änderungen in der Aktivität von Gehirnzellen sichtbar, die mit veränderter Stoffwechselaktivität und einer veränderten Durchblutung des Gewebes verbunden sind. Das liefert indirekte Hinweise darauf, welche Hirnregionen an der Verarbeitung experimentell ausgelöster Reize beteiligt sind.