Meerkatzen zeigen eine Engelsgeduld
„Die Meerkatzen zeigen uns, dass Toleranz gegenüber Gruppenmitgliedern und Geduld, während andere noch lernen, wie sie selbst zur Verbesserung der Dinge beitragen können, eine große Hilfe bei der Lösung von Koordinationsproblem sein können“, sagt Ronald Noë von der Université de Strasbourg. Noë und seine Kollegen testen das Sozialverhalten der Meerkatzen in drei unterschiedlichen Gruppen, von denen zwei in frei einem Nationalpark in Afrika und eine in Gefangenschaft in Frankreich lebten. Dazu hatten die Forscher einem rangniedrigen Weibchen in jeder Gruppe beigebracht, eine Box mit reichlich Futter erst dann zu öffnen und die Leckerbissen an die Gruppe zu verteilen, wenn kein einziger Artgenosse einen imaginären Kreis um das Weibchen herum betrat. Von allen musste also ein Mindestabstand gewahrt werden, um das gemeinsame Ziel zu erreichen – das Teilen des Boxinhalts. Für die Gruppe der Artgenossen galt es, selbstständig herauszufinden, welche Regeln dieses „Verbotener-Kreis-Spiel“ hatte und unter welchen Voraussetzungen das Weibchen die Box öffnen würde.
Um das Rätsel, unter welchen Bedingungen die Box geöffnet wird und die Leckerbissen dargeboten werden, gemeinsam zu lösen, muss jedes einzelne Individuum auf der Basis von Versuch und Irrtum lernen. Dazu bedarf es immer des Feedbacks des Weibchens im Zentrum gegenüber jedem einzelnen Gruppenmitglied. Die Biologen beobachteten bei diesem Lernprozess in der Gruppe ein erstaunliches Maß an Geduld bei den Primaten: Der Rangordnung nach – die ranghöchsten Tiere zuerst – kommt einer nach dem anderen dahinter, dass der Mindestabstand zu dem Weibchen mit der Box eingehalten werden muss. Das schaffen die Tiere ohne jede menschliche Hilfestellung. Auch spielen dabei weder Kommunikation noch soziales Lernen und Kontrolle seitens der Ranghöheren eine wahrnehmbare Rolle, schreiben die Forscher. Während die Rangniedrigeren noch bei der Lösung des Problems sind, warten die dominanteren Tiere geduldig und ohne jede Einmischung ab, solange die anderen noch lernen, dass es auf Zurückhaltung ankommt. Das tun sie so lange, bis schließlich alle Gruppenmitglieder wissen, was zu tun ist, und die Futterbox geöffnet wird.
Andere Primaten wie etwa Schimpansen oder Paviane, so spekuliert Noë, würden vermutlich weniger Geduld ihren Artgenossen gegenüber walten lassen und bei der Lösung des „Verbotener-Kreis-Spiels“ deutlich größere Probleme haben. Er hofft, dass das Spiel in weiteren Studien auch bei anderen Spezies inklusive Menschen Einsatz findet und Forscher herausfinden, wie diese die Aufgabe bewältigen.
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