Make-up als Hitzeschild

Tarnfarbene Schminke soll Gesicht und Hände vor Hitze bei Explosionen schützen
Philadelphia (USA) - Ein hitzefestes Make-up hält extremen Temperaturen von mehreren hundert Grad Celsius stand. Für den Gebrauch im Alltag mag dieser extreme Hautschutz ein wenig übertrieben sein. Doch ist die spezielle Tarnfarben-Schminke in erster Linie dazu gedacht, Gesicht und Hände von Soldaten bei Einsätzen in Krisengebieten nicht nur farblich zu kaschieren, sondern sie auch vor möglichen Explosionen zu schützen. In einer farblosen Variante könnte das Make-up auch Feuerwehrleuten zu Gute kommen, berichteten US-Chemiker auf der Herbsttagung der „American Chemical Society“ in Philadelphia. Darüber hinaus sei denkbar, das Konzept auch zum Schutz anderer Oberflächen wie Kleidung oder Zeltplanen einzusetzen.

„Die Detonation einer Bombe am Straßenrand oder einer anderen gewaltigen Explosion erzeugt zwei gefährliche Druckwellen“, erläuterte Robert Lochhead von der University of Southern Mississippi. „Zuerst kommt eine Hochdruck-Detonationswelle, die sich mit Überschallgeschwindigkeit ausbreitet und verheerende innere Verletzungen hervorrufen kann. Beinahe sofort folgt eine thermische Druckwelle.“ Diese Hitzewelle überschreite 600 Grad Celsius und dauere zwar nur zwei Sekunden, könne aber Gesicht, Hände und andere freie Hautpartien buchstäblich kochen. Das von Lochhead und seinen Kollegen entwickelte Tarn-Make-up schützte in Laborexperimenten bis zu 15 Sekunden – in manchen Tests sogar bis zu 60 Sekunden – lang, bevor sich seine Temperatur so stark erhöhte, dass leichte Verbrennungen die Folge gewesen wären. Das sind wertvolle Sekunden, in denen Soldaten oder Feuerwehrleute Abstand gewinnen können.

Die Chemiker standen für ihre Entwicklung vor einer großen Herausforderung. Sie sollten ein Material finden, das sich wie eine Sonnencreme auf die Haut schmieren lässt und dort eine hauchdünne Schutzschicht hinterlässt, die vor intensiver Hitze schützt, indem es sie reflektiert. Dabei sollte es nicht nur in geeigneten Tarnfarben für Tag und Nacht verfügbar sein, sondern auch wieder leicht zu entfernen, wasserfest und nicht reizend für die empfindlichen Partien an Augen, Nase und Mund sein. Lochhead und seinen Kollegen gelang genau das. Ihr Trick: Das Make-up basiert nicht wie handelsübliche Produkte auf Mineralölen oder ähnlichen Kohlenwasserstoffen, die bei großer Hitze sogar mit der Haut verschmelzen und so erhebliche Brandverletzungen hervorrufen können, sondern auf weniger hitzeempfindlichen Silikonen. Sogar das eigentlich leicht entzündliche Insektenabwehrmittel DEET konnten die Forscher dem Make-up noch zufügen. Mit Hilfe einer Hydrogel-Verkapselung verhinderten sie, dass der Wirkstoff Feuer fing.

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