Mädchen können doch Mathe

"Kulturelle Glaubenssätze wie jener, dass Mädchen für Mathematik weniger begabt seien als Jungen, sind unglaublich einflussreich", erklärt Janet Hyde von der University of Wisconsin-Madison. "Wenn Ihre Mutter oder Ihr Lehrer in Ihrer Kindheit der Meinung war, dass Sie mathematisch unbegabt seien, dann kann das großen Einfluss auf Ihr 'mathematisches Selbstbild' haben."
Wegen des Bildungsgesetzes "No Child Left Behind" ('Kein Kind schulisch zurücklassen'), das auf die Bush-Regierung zurückgeht und seit 2002 in Kraft ist, wurden in den USA Millionen Tests mit Schülern durchgeführt, um den Kenntnis- und Fähigkeitsstand der Schüler zu ermitteln. Dadurch konnten Janet Hyde und ihre Kollegen Millionen sieben Millionen Testergebnisse nutzen. Sie berechneten bei der Auswertung die so genannte Effektgröße. Sie gibt die relative Größe der Mittelwertsdifferenz zwischen zwei Populationen - hier Jungen und Mädchen - an und zeigt somit auf, wie groß der systematische Unterschied zwischen ihnen ausfällt. Die Effektgröße, die sie fanden, bewegte sich im Bereich zwischen 0,01 und 0,06, was darauf hindeutet, das dass die durchschnittlichen Werte für Mädchen und Jungen praktisch gleich sind. "Jungen sind einen Hauch besser bei bestimmten mathematischen Problemen, Mädchen sind einen Hauch besser bei anderen mathematischen Fragen", so Hyde.
Manche Forscher verweisen gern darauf, dass der Unterschied in der mathematischen Begabung vielleicht nicht auf der gewöhnlichen Schulebene auffalle, wohl aber bei mathematisch Hochbegabten. Janet Hyde und ihre Kollegen haben darum auch überprüft, wie die mathematischen Spitzenleistungen bei den Schülern verteilt waren. Auch hier zeigte sich: kein nennenswerter Unterschied in der mathematischen Leistungsfähigkeit von Jungen und Mädchen.