Lungenkrebs: Gentest hilft bei Wahl der Therapie

Neue Methode einer genetischen Analyse der Krebszellen liefert zuverlässige Prognose und erleichtert die Entscheidung über eine Chemotherapie
Röntgenaufnahme der Brust: Verdacht auf Lungenkrebs
Röntgenaufnahme der Brust: Verdacht auf Lungenkrebs
© U. S. National Institutes of Health
San Francisco (USA) - Ein neues genetisches Testverfahren liefert zuverlässige Aussagen über Stadium und Krankheitsverlauf bei Lungenkrebs. Das bestätigen jetzt die Ergebnisse einer amerikanisch-chinesischen Großstudie, die das Fachjournal „The Lancet” päsentiert. Danach lassen sich die Patienten durch Analyse von 14 Genen der Krebszellen mit großer Sicherheit in eine von drei Risikogruppen einteilen. Verglichen mit anderen Krebsformen ist die Sterberate von Lungenkrebspatienten auch bei früher Diagnose besonders hoch. Beim häufigsten Typ dieser Krebsart, dem nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom, erfolgt nach einem chirurgischen Eingriff nur dann eine Chemotherapie, wenn es Hinweise auf Metastasen gibt. Genauer als mit bisher üblichen Methoden erlaubt der Gentest eine individuelle Beurteilung des Krebsstadiums und erleichtert so die Entscheidung für oder gegen eine Chemotherapie.

„Dieser Test hat das Potenzial, in jedem Jahr Hunderttausenden von Patienten zu helfen, länger zu leben“, sagt David Jablons von der University of California in San Francisco, der zusammen mit Michael Mann die Doppelstudie leitete. Der Gentest beruht auf dem Verfahren der sogenannten quantitativen Polymerasekettenreaktion (qPCR). Damit ermittelten die Forscher die Aktivität von 14 Genen in Proben des Krebsgewebes. Elf dieser Gene tragen zum Krebswachstum bei, die übrigen dienen als Referenzwerte. Eine erste Untersuchung bei 361 Personen mit nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom hatte ergeben, dass die so erhaltenen Messwerte eine Aussage über die Fünf-Jahres-Überlebensrate eines Patienten ermöglichen.

An den neuen Studien nahmen 433 amerikanische und 1006 chinesische Patienten teil. Bei den meisten war die Krankheit im Frühstadium erkannt worden. Die Ergebnisse beider Studien zeigten eine erstaunlich hohe Übereinstimmung für eine Zuordnung der Probanden in eine von drei Risikogruppen: Diejenigen mit der geringsten Risikostufe hatten eine Fünf-Jahres-Überlebensrate von 71 bis 74 Prozent. Bei der höchsten Risikostufe waren es 44 bis 49 Prozent, für die mittlere lag sie bei 57 bis 58 Prozent. Die so ermittelten Prognosen waren deutlich zuverlässiger als die nach herkömmlichen Verfahren erzielten Aussagen. Solche beurteilen Größe, Position und mikroskopische Struktur des Krebsgewebes und berücksichtigen weitere Faktoren wie Alter, Geschlecht und Tabakkonsum. Der Gentest ermöglicht offenbar einen indirekten Nachweis von winzigen Metastasen, die mit anderen Methoden noch nicht erkennbar sind. Nun planen die Forscher eine prospektive Studie, die zeigen soll, ob der Einsatz der neuen Testmethode tatsächlich dazu führt, die Lebenszeit von Patienten zu verlängern. Allerdings könnte es sinnvoll sein, so die Forscher, den Test schon vor Abschluss dieser mehrjährigen Untersuchung einzusetzen und damit mehr Patienten bereits im Frühstadium der Krankheit mit einer Chemotherapie zu behandeln.

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Quelle: „A practical molecular assay to predict survival in resected non-squamous, non-small-cell lung cancer: development and international validation studies“, Johannes R. Kratz et al.; The Lancet, DOI: 10.1016/S0140-6736(11)61941-7


 

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