Luftiger Lebenswandel
„Wenn Mauersegler im August ihre Brutplätze verlassen, um über Westafrika in die zentralafrikanischen Regenwälder zu ziehen, berühren sie niemals den Grund, bis sie in der nächsten Brutsaison zehn Monate später zurückkehren”, erläutert Anders Hedenström von der Universität Lund. „Manche Individuen mögen für kurze Zeit oder auch mal für eine ganze Nacht rasten, aber andere landeten während dieser ganzen Periode wortwörtlich niemals.” Selbst wenn es bei manchen diese kurzen Pausen gibt, nehmen diese aber grade einmal 1 Prozent der Zeit zwischen zwei Brutphasen ein – ansonsten bleiben sie in der Luft. Die Tatsache, dass mache Individuen in den ganzen zehn Monaten nie landeten, lege nahe, dass sie sogar im Flug schlafen, so der Biologe.
Um den luftigen Lebenswandel, der Mauerseglern nachgesagt wird, genau zu untersuchen, statteten Hedenström und seine Kollegen die Vögel 2013 im Süden Schwedens mit kleinen sogenannten Datenloggern aus. Diese Geräte zeichneten Beschleunigungsdaten auf, aus denen sich die Flugaktivitäten erschließen lassen. In einer weiteren Versuchsphase 2014 fügten die Forscher noch Lichtsensoren hinzu, aus deren Daten sich die geografische Position berechnen lässt. Insgesamt konnten sie 19 Geräte wiedererlangen – eines noch nach zwei Jahren – und deren gesammelte und aufgezeichnete Daten auswerten. „Unsere Daten lösen ein seit Langem bestehendes Rätsel über das Flugverhalten des Mauerseglers während der Zeit, in der er nicht brütet”, schreiben die Biologen. „Wir zeigen, dass einzelne Vögel das tatsächlich tun.” Aktiv fliegen müssen Mauersegler eher nachts als am Tag, denn tagsüber können sie warme Luftströme zum Aufsteigen nutzen.