Lichttherapie für Sexmuffel

Bestrahlung mit hellem Licht am frühen Morgen erhöht den Testosteronspiegel und steigert die Libido bei Männern mit mangelndem sexuellen Verlangen
Morgens eine halbe Stunde helles Licht aus einem Leuchtkasten lässt den Testosteronspiegel steigen.
Morgens eine halbe Stunde helles Licht aus einem Leuchtkasten lässt den Testosteronspiegel steigen.
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Wien (Österreich) - Eine morgendliche Lichttherapie kann nicht nur die Symptome einer Winterdepression lindern. Die Bestrahlung mit weißem Licht unmittelbar nach dem Aufstehen erhöht auch den Testosteronspiegel bei Männern. Das steigert die Lust auf Sex bei denen, die unter einer sexuellen Funktionsstörung leiden, berichteten italienische Mediziner. Eine Lichttherapie hätte weniger Nebenwirkungen als die sonst übliche Behandlung eines Libidomangels mit Testosteron-Injektionen und Antidepressiva, erklärten die Forscher auf einem Kongress des European College of Neuropsychopharmacology in Wien. Größere Studien müssten nun zeigen, ob der nach zwei Wochen erzielte Therapieerfolg nur vorübergehend ist oder längere Zeit anhält.

„Es ist eine kleine Studie. Daher können wir zum jetzigen Zeitpunkt dieses Verfahren noch nicht als Therapie empfehlen“, sagte Andrea Fagiolini von der Universität von Siena, der Leiter des Forscherteams. Es sei bekannt, dass auf der nördlichen Hemisphäre der Testosteronspiegel mit den Jahreszeiten schwankt. Er sinke bei geringer täglicher Sonnenscheindauer in der Zeit von November bis April, steige im Frühling und Sommer an und erreiche im Oktober seinen Höhepunkt. Das wirke sich dann in den unterschiedlichen Empfängnis- beziehungsweise Geburtenraten im Jahresverlauf aus, so Fagiolini. In ihrer Studie untersuchten die Forscher, ob eine tägliche Bestrahlung mit Licht, dessen Wellenspektrum dem des Tageslichts in etwa entspricht, gestörte Sexualfunktionen bei Männern verbessern kann.

Dazu wählten sie 38 Testpersonen aus, bei denen ein Mangel an sexuellem Verlangen oder eine sexuelle Erregungsstörung diagnostiziert worden war. Zwei Wochen lang wurden die Probanden jeden Morgen zwischen sieben und acht Uhr für 30 Minuten frontal mit weißem Licht bestrahlt. Bei der Hälfte war die Beleuchtungsstärke auf 10.000 Lux eingestellt. Die anderen dienten als Kontrolle und erhielten eine Placebo-Bestrahlung mit nur 100 Lux. Zu Beginn und am Ende des Behandlungszeitraums ermittelten die Mediziner den Testosteronspiegel im Blut. Außerdem bewertete jeder Mann seine sexuelle Zufriedenheit auf einer Skala von 1 bis 10. Für beide Gruppen lag dieser Wert vor der Behandlung im Schnitt bei etwa 2. Bei den mit hoher Beleuchtungsstärke bestrahlten Personen erhöhte er sich auf 6,3. In der Placebogruppe betrug er nach zwei Wochen nur 2,7. Auf ähnliche Weise verhielt sich der Testosteronwert in beiden Fällen: In der 10.000 Lux-Gruppe stieg er von 2,1 auf 3,6 ng/ml an, in der anderen veränderte er sich nicht.

Die verstärkte Testosteronproduktion könne die größere sexuelle Zufriedenheit erklären, sagte Fagiolini. Der genaue biochemische Mechanismus sei aber noch nicht bekannt. Erwiesenermaßen hat eine starke Lichteinwirkung zur Folge, dass in der Zirbeldrüse weniger Melatonin freigesetzt wird. Das verringert die Bildung des Hormons Prolaktin und könnte auch dazu führen, dass mehr Testosteron entsteht, was wiederum das sexuelle Verlangen stimuliert. Einer älteren Untersuchung zufolge leiden bis zu einem Viertel aller Männer über 40 Jahren unter einer Sexualstörung. Dabei können unter anderem hormonelle und psychische Ursachen eine Rolle spielen. In weiteren Studien soll nun geprüft werden, ob und in welchen Fällen eine Lichttherapie einer Behandlung mit Hormonen oder Medikamenten vorzuziehen wäre.

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