Letzte Mission: Mit Hefen ins All

Experimente mit den einzelligen Pilzen sollen mehr Informationen darüber bringen, wie das Erbgut das Überleben in Umgebungen mit geringer Schwerkraft beeinflusst
Ein letzter Traumstart für die Atlantis
Ein letzter Traumstart für die Atlantis
© NASA/Dick Clark
An Bord der Raumfähre Atlantis, die zu ihrer allerletzten Mission zur Internationalen Raumstation ISS gestartet ist, sind einige ungewöhnliche Passagiere: Die vier Astronauten nehmen Hefen mit ins All. Den einzelligen Pilzen stehen Experimente bevor, um mehr über biologische Prozesse wie das Zellwachstum in der Schwerelosigkeit zu erfahren. Entwickelt wurde das "Micro-4-Projekt" von kanadischen Forschern, meldet die University of Toronto. Hefezellen eignen sich deshalb sehr gut für solche Versuche, weil ihr Erbgut an vielen Stellen dem des Menschen erstaunlich ähnlich ist.

"Bisher weiß man nur wenig über die Effekte langfristiger Schwerelosigkeit auf biologische Systeme" erläutert Corey Nislow vom Donnelly Centre for Biomedical Research. "Wir versprechen uns von diesen Experimenten eine gewaltige Menge neuer Informationen darüber, wie der genetische Hintergrund das Überleben in Umgebungen mit geringer Schwerkraft und geringer Strahlung beeinflusst - Aspekte, die wichtig sind für Menschen, die sich in solchen Umgebungen aufhalten." In zwei Versuchen wollen die Forscher die Auswirkungen geringer Schwerelosigkeit auf das Wachstum der Hefezellen testen und herausfinden, ob und wie sich die Extrembedingungen auf das Erbgut auswirken.

Im ersten Experiment gelangen die Hefen in Petrischalen ins All. Bei einer niedrigen Temperatur von 4 Grad Celsius werden sie nicht wachsen, bis das Shuttle die ISS erreicht hat. An Bord der Raumstation ISS wird das Wachstum dann mit einer Temperaturerhöhung auf 30 Grad Celsius für einen Zeitraum von 48 Stunden gezielt angeregt. Danach sollen die Hefekolonien wieder abgekühlt und erst zurück im Labor in Toronto von den Forschern untersucht werden. In einem zweiten Experiment reisen 6.000 verschiedenen Hefezellen, die alle durch eine spezielle Markierung voneinander unterschieden werden können, in einer Nährlösung, die von den Astronauten im Laufe der Mission zweimal gewechselt werden wird. Anhand dieses Versuchs wollen die Forscher herausfinden, wie All und Schwerelosigkeit in Kombination mit der genetischen Veranlagung Zellwachstum und Überleben der Pilze beeinflussen.

"Die Ergebnisse dieser Experimente könnten entscheidende Einblicke dazu liefern, welche menschlichen Gene wichtig sind und wie sie zusammenarbeiten, damit Menschen mit extremen Umgebungen wie bei einer Reise im All zurechtkommen", sagt Brenda Andrews, vom Terrence Donnelly Centre for Cellular and Biomolecular Research. Diese Informationen seien wichtig für künftige Missionen, etwa zum Mars oder längeren Aufenthalten auf Mond- und Marskolonien.

Die Atlantis hob am Freitag um 11:29 Uhr Ortszeit - in Deutschland 17:29 Uhr - vom Kennedy Space Center in Florida ab und legte laut Angaben der Nasa einen großartigen Start hin.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: University of Toronto


 

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