Langzeitwirkung: Frühes Vorlesen gut für die Sprachentwicklung
„Diese Ergebnisse sind spannend, weil sie nahelegen: Bereits in der frühesten Kindheit anzufangen, den ganz Kleinen vorzulesen, hat einen anhaltenden Effekt auf die Sprache und auf die frühe Lese- und Schreibkompetenz”, erläuterte Carolyn Cates von der New York University School of Medicine. „Was sie lernen, wenn man ihnen als Kleinkind vorliest, hat vier Jahre später immer noch eine Wirkung, wenn sie kurz davor stehen, in die Schule zu kommen.” Cates und ihre Kollegen hatten die Vorlesegewohnheiten von mehr als 250 Müttern erfragt, als deren Kinder 6, 14 beziehungsweise 24 Monate alt waren. Sie erfassten sowohl die Quantität als auch die Qualität der Lektüre, also ob der Lesestoff altersgerecht war. Als die Kleinen viereinhalb Jahre alt waren, untersuchten die Forscher deren Wortschatz sowie Aspekte wie Textverständnis, sprachliche Abstraktionsfähigkeit und Lese- und Schreibfähigkeiten.
Dabei ergaben sich eindeutige Zusammenhänge zwischen der Vorlesekultur im Säuglings- und Kleinkindalter und der frühen sprachlichen Entwicklung: Anhand dessen, was und wie viel die Mütter ihren Babys bereits im zarten Alter von sechs Monaten vorlasen, ließ sich abschätzen, welchen aktiven und passiven Wortschatz die Kinder im Vorschulalter erworben hatten und wie gut sie lesen konnten. Insbesondere die Qualität der Lektüre beeinflusste dabei die Lesekompetenz. Die Vorlesegewohnheiten im Alter von 14 und 24 Monaten wirkten sich darüber hinaus unter anderem noch positiv auf die ersten Schreibversuche aus – etwa darauf, dass die Kleinen mit viereinhalb ihren Namen schreiben konnten. „Das gemeinsame Lesen bereits in der frühen Kindheit und im Kleinkindalter”, fassten die Forscher zusammen, „ist entscheidend für zentrale Sprach-, Lese- und Schreibkompetenzen – sogar noch vier Jahre später.”