Kuhfladen: Käfer verringern Freisetzung von Treibhausgas

Indem sie den Kuhmist durchwühlen, bewirken die Insekten, dass methanbildende Mikroben durch Kontakt mit Sauerstoff absterben
In Kuhfladen lebende Dungkäfer verändern die Freisetzung klimaschädlicher Gase.
In Kuhfladen lebende Dungkäfer verändern die Freisetzung klimaschädlicher Gase.
© Eleanor Slade
Helsinki (Finnland) - Rinder produzieren große Mengen an Methan und tragen damit zur Klimaerwärmung bei. Das Gas entsteht beim Celluloseabbau durch Mikroben im Pansen der Wiederkäuer. Auch im Kuhfladen läuft dieser Prozess noch einige Zeit weiter ab. Finnische Forscher konnten jetzt nachweisen, dass sich die Methanproduktion verringert, wenn Dungkäfer den Kuhmist besiedeln. Indem sie Gänge durch den Dung graben, sorgen die Insekten für eine Durchlüftung. Dadurch sterben die methanbildenden Mikroben ab, da sie nur unter Sauerstoffausschluss lebensfähig sind. Wie Umweltfaktoren diesen Prozess beeinflussen und wie stark die Auswirkungen auf das Klima sind, müssen weitere Messungen erst noch zeigen, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt „PLoS One“.

„Es gibt wahrscheinlich genauso viele Käferarten, die im Dung leben, wie Vogelarten auf diesem Planeten“, sagt Atte Penttilä aus dem Forscherteam von Tomas Roslin an der University of Helsinki. Bei ihren Experimenten beschränkten sich die Forscher aber zunächst auf Käfer der Gattung Aphodius, die ihr Leben in oder am Rand von Kuhfladen verbringen. Um deren Einfluss auf die Gasfreisetzung aus dem Dung zu messen, sammelten sie frischen Kuhdung und platzierten diesen in 20 Portionen von je 1,2 Liter auf dem Grasboden einer Viehweide. Zur Hälfte davon gaben sie jeweils sieben Dungkäfer. Dann stülpten sie unten offene Metalldosen darüber, wobei ein Luftraum von 15 Zentimetern über der Oberfläche bestehen blieb. Als Kontrolle dienten zwei Abdeckungen ohne Dung und ohne Käfer, die es ermöglichten, Gasemissionen des Bodens zu erfassen.

Siebenmal innerhalb von 50 Tagen erfolgten Messungen der Konzentrationen an Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) und Lachgas (N2O). Bezogen auf die gleiche Menge an CO2 ist das Treibhauspotenzial bei Methan 25-mal und bei N2O etwa 300-mal stärker. Insgesamt produzierten die Kuhfladen hauptsächlich CO2, weniger Methan und nur sehr geringe Mengen an Lachgas. Die Dungkäfer bewirkten, dass sich am sechsten Tag die erzeugte Methanmenge auf ein Fünftel verringerte und dafür entsprechend mehr CO2 entstand, das aber weniger klimaschädlich ist. Nach drei Wochen kam es bei Anwesenheit der Käfer zwar zu einem deutlichen Anstieg der N2O-Produktion. Die dabei freigesetzten Mengen waren aber im Vergleich zu den anderen Gasen sehr gering.

„Wenn wir den Effekt der Viehhaltung auf das Klima ermitteln wollen, sollten wir die Käfer in die Rechnung mit einbeziehen“, sagt Roslin. Um die Gesamtbilanz und die genauen Auswirkungen auf die Erderwärmung berechnen zu können, müssten noch verschiedene Umwelteinflüsse berücksichtigt werden, so die Forscher. Teammitglied Eleanor Slade befürchtet besorgniserregende Folgen des weltweit steigenden Fleischkonsums bei gleichzeitig sinkender Artenvielfalt an Dungkäfern. Es sei daher anzunehmen, dass die Gesamtemissionen klimaschädlicher Gase durch Viehhaltung weiter zunehmen werden.

© Wissenschaft aktuell
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