Krebstherapie: Zika-Viren töten Stammzellen von Hirntumoren

„Zika-Viren werden eines Tages dabei helfen, in Kombination mit den derzeit üblichen Therapien einen Tumor vollständig und endgültig zu zerstören“, sagt Milan Chheda von der Washington University in St. Louis, einer der drei leitenden Wissenschaftler der Arbeitsgruppe. Die Standardtherapie für Patienten mit einem Glioblastom – dem häufigsten Hirntumor bei Erwachsenen – besteht zunächst in einer chirurgischen Entfernung des Tumors, worauf Chemotherapie und Bestrahlung folgen. Doch aus besonders resistenten sogenannten Krebsstammzellen entwickelt sich meist nach einigen Monaten ein neuer Tumor. Daher liegt die mittlere Überlebenszeit nach der Erstdiagnose bei weniger als zwei Jahren. Eine gezielte Zerstörung der Glioblastom-Stammzellen wäre die ideale Ergänzung zur bisherigen Behandlung.
Die Forscher überprüften, ob sich Zika-Viren für diesen Zweck eignen, denn neurale Vorläuferzellen eines Fötus haben bestimmte Gemeinsamkeiten mit Krebsstammzellen, aus denen sich Hirntumore entwickeln. Normale, reife Hirnzellen werden dagegen nicht infiziert, weshalb eine Zika-Virus-Infektion bei Erwachsenen einen milden Verlauf hat. Die Mediziner infizierten Gewebeproben von Glioblastomen mit zwei Stämmen von Zika-Viren. Schon nach zwei Tagen waren mehr als 60 Prozent der Tumorstammzellen befallen, so dass sie sich nicht mehr teilen konnten und schließlich abstarben. Dagegen wurde nur ein geringer Prozentsatz von bereits weiterentwickelten Tumorzellen infiziert. In gesunden Hirngeweben von Erwachsenen konnten sich die Viren nicht vermehren.
Schließlich injizierten die Forscher einen an Mäuse angepassten Virusstamm in das Gehirn von Tieren mit einem aggressiven Hirntumor. Dies bremste das Krebswachstum und verlängerte die Überlebensdauer der Mäuse. Wurde ein durch Mutationen abgeschwächter Stamm der Viren zusammen mit einer Chemotherapie eingesetzt, vergrößerte sich der Therapieerfolg noch erheblich. Für die Anwendung beim Menschen müssten die onkolytischen Viren unmittelbar nach der chirurgischen Entfernung der Tumormasse direkt ins Gehirn injiziert werden. Eine Injektion in den Blutkreislauf würde das Immunsystem aktivieren, so dass die Viren gar nicht in das Gehirn eindringen könnten. Um gefährliche Nebenwirkungen einer Virustherapie auszuschließen, muss nun zunächst in weiteren Tierversuchen sichergestellt werden, dass die Viren sich nicht im Körper ausbreiten und Schäden anrichten können.