Krebsmittel wirkt auch gegen Pilzinfektionen

Tamoxifen erweist sich im Tierversuch als hochwirksam gegen invasive Infektionen von Candida-Hefen
Rochester (USA) - Das bei Brustkrebs häufig eingesetzte Medikament Tamoxifen ist auch bei lebensbedrohlichen, invasiven Pilzinfektionen wirksam. Das bestätigten amerikanische Mediziner in Versuchen mit Mäusen, die mit Candida-Hefen infiziert waren. Im Gegensatz zu vielen anderen Pilzmitteln kann Tamoxifen in Tablettenform eingenommen werden. Es hemmt nicht nur das Wachstum der Erreger, sondern tötet sie ab. Tamoxifen oder ein davon abgeleiteter Wirkstoff könnte helfen, Pilzinfektionen bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem besser zu bekämpfen, schreiben die Forscher im Fachblatt "Antimicrobial Agents and Chemotherapy".

"Es gibt keine Impfungen gegen Pilzinfektionen und die wenigen Medikamente, die wir haben, sind nicht immer wirksam", sagt Damian Krysan von der University of Rochester. Er und seine Kollegen stellten zunächst in Reagenzglasversuchen fest, dass Tamoxifen in geringer Konzentration das Wachstum von verschiedenen Candida-Arten und von Cryptococcus neoformans hemmt. Diese Wirksamkeit bestätigte sich in Versuchen mit Candida-infizierten Mäusen. Das Medikament hemmte die Knospung der Zellen und die Bildung so genannter Keimschläuche, die für das Eindringen in Körpergewebe notwendig sind. Außerdem führte es zum Absterben der Hefezellen.

Wahrscheinlich beruht die Wirkung auf einer Blockade des Kalzium bindenden Proteins Calmodulin, das eine wichtige Rolle bei der Regulation verschiedener Stoffwechselprozesse spielt. Das schließen die Forscher daraus, dass Hefemutanten mit schwacher Calmodulin-Aktivität besonders empfindlich, solche mit extrem hoher Aktivität dagegen nur wenig auf Tamoxifen reagierten. Weitere Experimente müssen zeigen, in welcher Dosis und in welcher Kombination mit anderen Mitteln das Medikament beim Menschen eingesetzt werden könnte. Besonders gefährdet durch invasive Pilzinfektionen sind Frühgeborene sowie Krebs-, AIDS- und Transplantationspatienten. Die Krebs hemmende Wirkung von Tamoxifen beruht darauf, dass es als Antiöstrogen die Östrogenrezeptoren von Brustkrebszellen blockiert und dadurch die Wachstumsstimulation durch Östrogene verhindert.

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Quelle: "Antifungal Activity of Tamoxifen: In Vitro and In Vivo Activities and Mechanistic Characterization", Kristy Dolan et al., Antimicrobial Agents and Chemotherapy, Vol. 53, p. 3337, doi:10.1128/AAC.01564-08


 

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