Krebsmittel gegen Körperfett

Ein Medikament, das das Wachstum von Blutgefäßen hemmt, lässt nicht nur Tumoren, sondern auch Fettpolster schrumpfen
Feinste Blutgefäße, dargestellt mit einer speziellen Technik der Dunkelfeldmikroskopie (Sidestream Dark Field Imaging)
Feinste Blutgefäße, dargestellt mit einer speziellen Technik der Dunkelfeldmikroskopie (Sidestream Dark Field Imaging)
© Fabio Silvio Taccone, Fuhong Su, Charalampos Pierrakos, Xinrong He, Syril James, Olivier Dewitte, Jean-Louis Vincent and Daniel De Backer (doi:10.1186/cc9205) / Creative Commons (CC BY 2.0), http://creativecommons.org/licenses/by/2.0/deed.en
Boston (USA) - Bestimmte Krebsmittel wirken dadurch, dass sie das Wachstum neuer Blutgefäße im Tumor verhindern. Ein solcher Angiogenese-Hemmer hat sich jetzt im Tierversuch auch als hochwirksam gegen Fettleibigkeit erwiesen. Denn das Wachstum von Fettgewebe ist ebenfalls mit der Bildung neuer Blutgefäße gekoppelt. Die Behandlung mit dem Medikament Sunitinib verringerte die Fettmasse fettleibiger Mäuse um mehr als die Hälfte und drosselte den Appetit, berichteten amerikanische Forscher auf der Tagung „Experimental Biology 2013“ in Boston.

„Zurzeit haben wir keine guten Medikamente, die das Körpergewicht deutlich verringern – und keine, die ohne starke Nebenwirkungen sind“, sagte Jian-Wei Gu von der University of Mississippi in Jackson. Sein Forscherteam verabreichte fettleibigen Mäusen Sunitinib, ein zur Behandlung von Magen-, Darm- und Nierentumoren zugelassenes Krebsmittel. Zunächst entfernten die Wissenschaftler den Versuchstieren die Eierstöcke und lösten damit vorzeitig die Menopause aus. Anschließend erhielten die Mäuse vier Wochen lang eine Nahrung mit hohem Fettgehalt. Damit simulierten die Forscher eine nach den Wechseljahren einsetzende Fettleibigkeit. Bei gleichbleibend kalorienreicher Ernährung wurde die Hälfte der Mäuse dann zwei Wochen lang über die Nahrung oder per Injektion in den Bauchraum mit Sunitinib behandelt. Die anderen Tiere erhielten ein Placebo.

Beide Formen der Verabreichung des Medikaments bewirkten eine starke Abnahme des Körpergewichts. Die Fettmasse verringerte sich um bis zu 70 Prozent, die Magermasse blieb unverändert. Die Menge an Bauchfett halbierte sich im Vergleich zur Placebogruppe. Der gleichzeitig einsetzende appetithemmende Effekt könnte eine indirekte Folge des Fettverlustes sein, sagt Gu. Denn Fettzellen produzieren Hormone, die im Gehirn ein Hungergefühl erzeugen. Noch ist es zu früh, diese Form der Therapie in klinischen Studien bei Menschen zu testen, da es zu bedenklichen Nebenwirkungen kommen könnte. Weitere Tierversuche sind daher nötig, die zusätzlich prüfen sollen, ob Sunitinib auch bei anderen Formen experimentell erzeugter Fettleibigkeit wirksam ist.

© Wissenschaft aktuell


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg