Krankenhausinfektionen: Was Staphylokokken aus der Nase vertreibt

Harmlose Hautbakterien in der Nasenhöhle können das Wachstum des Hospitalkeims Staphylococcus aureus hemmen aber auch fördern
Forscher suchen nach Möglichkeiten, eine Übertragung von Staphylokokken aus der Nase zu verhindern.
Forscher suchen nach Möglichkeiten, eine Übertragung von Staphylokokken aus der Nase zu verhindern.
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Stanford (USA) - Einerseits kommen verschiedene Arten von Staphylokokken auf der Haut und in den Nasenhöhlen gesunder Menschen vor. Andererseits können die gleichen Bakterien gefährliche Infektionen auslösen, wenn sie in das Körperinnere gelangen. Von besonderer Bedeutung ist die Infektion abwehrgeschwächter Patienten in Krankenhäusern durch Staphylococcus aureus. Amerikanische Mikrobiologen haben jetzt untersucht, wie sich das Risiko einer Übertragung dieses Erregers verringern lässt. Dazu entnahmen sie Proben aus unterschiedlichen Bereichen der Nasenhöhle und ermittelten durch DNA-Analysen sämtliche darin enthaltenen Keimarten. Es stellte sich heraus, dass andere Bakterien das Wachstum der Staphylokokken stark hemmen oder fördern können. So setzt offenbar eine Spezies von Corynebakterien, die zu den normalen Hautkeimen zählen, einen Hemmstoff frei, der S. aureus-Bakterien unterdrückt. Ein solcher Hemmstoff könnte helfen, Krankenhausinfektionen auch durch hochresistente Staphylokokken zu verhindern, schreiben die Forscher im Fachblatt „Cell Host & Microbe”.

„Etwa ein Drittel aller Menschen ist dauerhaft Träger von S. aureus, ein anderes Drittel ist zeitweilig Träger und bei den übrigen scheint dieses Bakterium gar nicht vorzukommen”, sagt David Relman von der Stanford University. Um die Gründe dafür aufzuklären, entnahm sein Forscherteam bei zwölf gesunden Menschen Proben aus unterschiedlichen Abschnitten der Nasenhöhle: aus dem vorderen, relativ trockenen Bereich sowie aus einer mittleren und einer hinteren Region, die beide feuchter und wärmer sind. Jeder Testperson wurden über einen Zeitraum von drei Wochen viermal jeweils drei Proben entnommen. Die anschließenden DNA-Analysen wiesen insgesamt mehr als 2000 Bakterienarten nach. In den meisten Fällen dominierten Arten von Coryne- und Propionibakterien. Unter den 15 Arten von Staphylokokken kamen S. epidermidis und S. aureus am häufigsten vor.

Das Artenspektrum der Bakterien war in der mittleren und hinteren Region der Nasenhöhle eines Menschen jeweils identisch, unterschied sich aber von dem des vorderen Bereichs. Bei den sechs Trägern von S. aureus ließ sich dieses Bakterium in allen drei Abschnitten der Nasenschleimhaut nachweisen, wenn auch in unterschiedlicher Zahl. Das bedeutet, dass es nicht genügt, die Staphylokokken nur aus dem vorderen Teil der Nasenhöhle zu entfernen, wie es meist üblich ist. Sie müssten auch aus den hinteren Bereichen eliminiert werden, um eine erneute Vermehrung und Übertragung zu verhindern. Auch Kontrollabstriche dürften sich nicht auf die Region in der Nähe der Nasenlöcher beschränken.

Ein Vergleich zwischen den gesamten Bakterienpopulationen von S. aureus-Trägern und den anderen Testpersonen lieferte ein überraschendes Ergebnis: Eine große Zahl an Corynebacterium pseudodiphtheriticum in den feuchten Teilen der Nase war stets gekoppelt mit einer sehr geringen Zahl oder ganz fehlenden S. aureus-Bakterien. Versuche mit Laborkulturen in der Petrischale bestätigten die Vermutung, dass diese Corynebakterien das Wachstum von S. aureus hemmen. Eine andere Spezies von Corynebakterien (C. accolens) begünstigte dagegen die Vermehrung der Staphylokokken. Wenn es gelingt, die von den Corynebakterien freigesetzte Hemmsubstanz zu identifizieren, wäre es vielleicht möglich, neue Methoden zur Vorbeugung und Bekämpfung von Hospitalinfektionen durch S. aureus zu entwickeln.

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