Kohlendioxid: Pumpen bis in alle Ewigkeit?

Schon kleinste Leckraten in unterirdischen Kohlendioxid-Lagern mindern den Nutzen dieser Klimaschutzmethode signifikant
Kohlendioxid-Speicherung unter Ketzin in Brandenburg
Kohlendioxid-Speicherung unter Ketzin in Brandenburg
© GFZ Potsdam
Kopenhagen (Dänemark) - Fast 36.000 Tonnen Kohlendioxid konnten Geologen bis heute in den Boden unter Ketzin in Brandenburg pumpen. Doch ob die Verpressung des Treibhausgases in den Untergrund langfristig überhaupt das Klima schützen kann, ist noch nicht geklärt. Erstmals überschlug nun der Geowissenschaftler Gary Shaffner vom Niels Bohr Institut an der Universität Kopenhagen die langfristigen Folgen des "Carbon Dioxide Capture and Storage", kurz CCS, und verglich die Risiken in der Fachzeitschrift "Nature Geoscience" mit denen der Endlagerung nuklearer Abfälle.

"Die Gefahren der Kohlenstoff-Sequestrierung sind real und die Entwicklung von CCS-Methoden sollte nicht zur Rechtfertigung anhaltender Nutzung fossiler Brennstoffe dienen", kritisiert Shaffner ein Verharren bei Kohlenkraftwerken für die Stromversorgung. Insgesamt berechnete er fünf Szenarien für CO2-Speicher über einen Zeitraum von 100.000 Jahren. Das größte Risiko sieht Shaffner dabei in einer CO2-Lagerung am Meeresboden. Dies führe zur einer Versauerung der Meere und das Treibhausgas könnte schon in den kommenden Jahrhunderten wieder in die Atmosphäre gelangen.

Sicherer seien laut Shaffner unterirdische Speicher, wie sie derzeit im Rahmen des Pilotprojekts CO2SINK in Ketzin getestet werden. Doch schon eine Leckrate von mehr als einem Prozent löse das Klimaproblem nicht, sondern verzögere nur den Zeitpunkt der Erderwärmung. Daher geht Shaffner davon aus, dass die CO2-Speicher über lange Zeiträume kontrolliert werden müssten. Zudem wäre bei einer Leckrate von über einem Prozent ein permanentes Nachfüllen der ausgetretenen Treibhausgase nötig, um die mit CCS angepeilten Klimaziele langfristig zu sichern. "Resequestrierung müsste über viele tausend Jahre durchgeführt werden, eine Bürde für nachkommende Generationen nicht unähnlich dem Langzeit-Management von Atommüll", schreibt Shaffner.

Befürworter der Kohlenstoffverpressung argumentieren heute, dass sich das Treibhausgas im Boden über einen langen Zeitraum zu stabilen Kohlenstoffverbindungen wie beispielsweise Kalk verfestigt. Doch die Dauer dieser Prozesse hängt stark von der geologischen Umgebung ab. Eine Leckrate von 0,01 Prozent pro Jahr, wie sie für ein deutsches CCS-Gesetz diskutiert wird, wäre nach Shaffners Studie jedenfalls viel zu hoch, um auf ein permanentes Nachpumpen verzichten zu können.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "Long-term effectiveness and consequences of carbon dioxide sequestration", Gary Shaffer; Nature Geoscience, doi 10.1038/ngeo896


 

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