Körperbehaarung hilft gegen Bettwanzen

Die feinen Härchen tragen dazu bei, das Krabbeln auf der Haut noch vor dem Stich zu spüren
Bettwanze bei der Blutmahlzeit
Bettwanze bei der Blutmahlzeit
© Piotr Naskrecki / Centers for Disease Control and Prevention
Sheffield (Großbritannien) - Die spärliche Körperbehaarung des Menschen ist keineswegs ein nutzloser Überrest eines schützenden Fells. Die verbliebenen Härchen erhöhen die Empfindlichkeit leichter Berührungen und lassen uns blutsaugende Insekten und andere Hautparasiten schneller erkennen. Das konnten britische Biologen jetzt in Experimenten mit Bettwanzen nachweisen. Je stärker behaart die Haut der Testpersonen war, desto eher bemerkten sie die Parasiten. Das erklärt auch, warum Männer die Krabbeltiere auf der Haut früher spüren als die weniger behaarten Frauen, berichten die Forscher im Fachblatt "Biology Letters".

"Unsere Ergebnisse zeigen, dass das feine Körperhaar das Suchverhalten von Bettwanzen verlängert und das Erkennen dieser Parasiten erleichtert", schreiben Isabelle Dean und Michael T. Siva-Jothy von der University of Sheffield. Die Biologen setzten ausgehungerte Bettwanzen (Cimex lectularius) auf die rasierten oder unbehandelten Unterarme von 29 jungen Männern und Frauen. Auf der behaarten Haut der Männer benötigten die Insekten deutlich mehr Zeit als auf der glatt rasierten, um an geeigneter Stelle ihre stechend-saugenden Mundwerkzeuge einsetzen zu können. (Um die Testpersonen nicht zu gefährden, wurden die Wanzen kurz vor dem Stechen entfernt.) Bei den Frauen ergab sich kein relevanter Unterschied zwischen rasierter und unrasierter Haut. Aber generell dauerte es umso länger, bis die Tiere zum Stich ansetzten, je dichter und länger die Haare der Haut waren. Im zweiten Teil der Experimente gaben die Probanden - mit abgewandtem Blick - Auskunft darüber, wann sie ein Krabbeln auf der Haut verspürten. Beide Geschlechter bemerkten die Parasiten auf der behaarten Haut viel früher als auf der rasierten. Demnach verdanken wir unserer Behaarung einen doppelten Schutzeffekt: Sie behindert die Insekten und verbessert unsere Abwehr.

Dadurch dass die frühen Menschen in Gruppen lebten und ihre Schlafplätze längere Zeit beibehielten, begünstigten sie die Übertragung blutsaugender Insekten, die allergische Reaktionen auslösen und Krankheiten übertragen konnten. Was immer auch den Ausschlag dafür gab, dass der Mensch im Lauf der Evolution sein Fell weitgehend verlor: Es hatte auch den Vorteil, dass die Gefährdung durch Hautparasiten abnahm. Denn auf der nackten Haut waren die Plagegeister leichter zu entdecken und zu beseitigen. Die erhalten gebliebene Restbehaarung wäre dann eine Kompromisslösung gewesen, weil sie - im Vergleich zur völlig unbehaarten Haut - die Empfindlichkeit für Berührungsreize verbessert und damit zum Erkennen von Parasiten beiträgt. Der stärkere Haarwuchs bei Männern, so die Forscher, könnte - abgesehen von hormonellen Einflüssen - die Folge einer sexuellen Selektion sein. Danach hätten unsere weiblichen Vorfahren stärker behaarte Männer bevorzugt, weil diese besser gegen Bettwanzen und andere Hautparasiten gewappnet waren.

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Quelle: "Human fine body hair enhances ectoparasite detection", Isabelle Dean and Michael T. Siva-Jothy, Biology Letters, doi: 10.1098/rsbl.2011.0987


 

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