Klimawandel: Saure Ozeane bedrohen Kabeljau-Kinderstuben

Hohe CO2-Konzentrationen führen zu Organschäden an Leber, Niere und Bauchspeicheldrüsen
Kabeljau - gefangen im Nordatlanik
Kabeljau - gefangen im Nordatlanik
© Arnstein Rønning, CC Lizenz
Kiel - Überfischung hat schon heute die Kabeljau-Bestände in den Weltmeeren drastisch dezimiert. Eine weitere Gefahr droht den Fischen mit dem Klimawandel. Denn trotz der Einigung auf der Klimakonferenz COP17 in Durban wird die Konzentration an Kohlendioxid in der Atmosphäre mindestens bis 2020 weiter ansteigen. Dadurch werden die Ozeane mehr CO2 aufnehmen und stärker versäuern. Deutsche und norwegische Forscher zeigten nun in einer Studie in der Fachzeitschrift "Nature Climate Change", dass ein niedrigerer pH-Wert der Gewässer zu schweren Organschäden bei Kabeljau-Larven führen und so eine Erholung der Fischgründe trotz strenger Fangregelungen deutlich erschweren wird.

"CO2 führte zu schweren Gewebeschäden in vielen inneren Organen und das Ausmaß der Schäden steigt mit der CO2-Konzentration an", berichten die Doktorandin Andra Y. Frommel von Kieler Institut IFM-Geomar und ihre Kollegen von der norwegischen Universität Bergen. Für ihre Untersuchung ließen sie Kabeljau-Larven in Wassertanks mit drei verschiedenen CO2-Konzentrationen heranwachsen. So simulierten sie zum einen die heute vorherrschenden Bedingungen. Zum anderen erhöhten sie die CO2-Anteile im Wasser auf die Werte, die bei einem fortschreitenden Ausstoß an Treibhausgasen in den Jahren 2100 und 2300 zu erwarten wären.

Bereits in 90 Jahren könnte so der pH-Wert in den Ozeanen durch die Aufnahme von mehr CO2 aus der Atmosphäre um 0,4 Einheiten sinken, bis 2300 sogar um 0,8 Einheiten. Diese versäuerte Umgebung verursachte in dem Szenario für das Jahr 2100 bei zwölf Prozent der Kabeljau-Larven so schwere Schäden, dass diese Fische kaum bis zur Fanggröße überleben würden. Betroffen waren vor allem die Leber, die Niere und der Darm der Tiere. Bei den noch geringeren pH-Werten, die für das Jahr 2300 prognostiziert werden, stieg der Anteil der geschädigten Fische drastisch auf etwa 75 Prozent an. Neben den inneren Organen waren besonders die Augen der Fischlarven betroffen.

Eine konkrete Sterberate für die Kabeljau-Larven konnten Frommel und Kollegen zwar nicht bestimmen. "Doch unsere Daten zu den Gewebeschäden zeigen, dass eine Versäuerung der Ozeane einen negativen Einfluss auf die Laichgründe wegen einer erhöhten Sterblichkeit haben wird", so die Forscher. Zeitgleich zu dieser Kabeljau-Studie warnten auch US-Forscher von der Stony Brook University vor einer Schädigung der Larven von Ährenfischen (Menidia beryllina) bei zunehmender Versäuerung der Ozeane. So ist es nicht auszuschließen, dass neben den untersuchten Spezies auch der Nachwuchs vieler weiterer Speisefische durch steigende CO2-Konzentrationen bedroht sein wird.

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Quelle: "Severe tissue damage in Atlantic cod larvae under increasing ocean acidification", Andrea Y. Frommel et al.; Nature Climate Change, doi: 10.1038/nclimate1324


 

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