Kinder und Karriere

Datenanalyse von mehr als 26.000 Norwegerinnen legt nahe: Früher Nachwuchs steht der Bildung mehr im Weg als umgekehrt ein hoher Bildungsgrad dem Kinderkriegen
New York (USA)/Oslo (Norwegen) - Mit zunehmendem Bildungsgrad bekommen Frauen weniger Kinder. Ob dabei Kinder der beruflichen Karriere im Weg stehen oder umgekehrt, war bislang allerdings nicht eindeutig geklärt. Eine Studie an norwegischen Frauen deutet nun darauf hin: Es ist nicht das hohe Ausbildungsniveau, das zwangsläufig vom Kinderkriegen abhält. Eher hindert früher Nachwuchs daran, die Ausbildung weiter zu vertiefen. Ihre statistischen Analysen stellen die Forscher aus Norwegen und den USA im Fachblatt "PNAS" vor.

"Die Ergebnisse legen nahe, dass Frauen mit höheren Abschlüssen prinzipiell deshalb im Schnitt eine geringere endgültige Kinderzahl haben, weil Frauen, die früh ein oder mehrere Kinder bekommen, mit höherer Wahrscheinlichkeit die Ausbildung abbrechen und nicht wieder aufnehmen und so nie einen hohen Bildungsgrad erreichen", erläutert Joel E. Cohen vom Laboratory of Populations an der Rockefeller University in New York. Gemeinsam mit Kollegen von der Universität Oslo hatte Cohen anhand des Geburtsregisters Informationen aller im Jahr 1964 geborenen Norwegerinnen analysiert, die von 1980 bis 2003 kontinuierlich in Norwegen wohnhaft waren. Anhand dieser Daten von insgesamt 26.349 Frauen über diesen Zeitraum von mehr als 20 Jahren erstellten sie ein einfaches Modell, um die wahrscheinlichen Auswirkungen von Geburten auf Veränderungen des Bildungsgrades und umgekehrt abschätzen zu können.

So stellten die Forscher fest: Kinderkriegen behindert die Bildung sehr viel mehr als umgekehrt eine höhere Bildung das Kinderkriegen. Erwartet hatten sie eigentlich das Gegenteil - dass Frauen um die 40 deshalb weniger Kinder haben, weil die Karriere dem im Weg steht. Allerdings geben die Forscher zu Bedenken, dass die Entscheidungen, Kinder zu bekommen, in der Realität weitaus komplexer sind als in ihrem Modell angenommen. Die Ergebnisse könnten sehr viel mehr variieren, wenn zusätzliche Einflussfaktoren einbezogen würden. Weitere und exaktere Studien seien notwendig, vor allem in Entwicklungsländern, so Cohen. Sollte sich dieses Ergebnis jedoch erhärten, könnten eine Reihe von Empfehlungen für die Politik daraus resultieren - etwa dass Studentinnen, die früh Kinder bekommen, finanzielle Vorteile erhalten sollten oder dass junge Frauen besser darüber informiert werden sollten, welche Aufgaben und Anforderungen mit dem Kinderkriegen auf sie zukommen und welche Konsequenzen dies hat, so dass sie diese Faktoren nicht unterschätzen.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "Childbearing impeded education more than education impeded childbearing among Norwegian women", Joel Cohen et al.; Proceedings of the National Academy of Sciences (doi/10.1073/pnas.1107993108)


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg