Kinder mit auffälliger Schlafatmung entwickeln eher Verhaltensprobleme

Risiko für Hyperaktivität, Aggressivität und emotionale Probleme kann sich verdoppeln
Wer als Kind Atemprobleme im Schlaf hat, wird eher verhaltensauffällig
Wer als Kind Atemprobleme im Schlaf hat, wird eher verhaltensauffällig
© gemeinfrei, Alessandro Zangrilli
New York (USA) - Wenn kleine Kinder im Schlaf mit offenem Mund atmen, Schnarchen oder Atemaussetzer haben, erhöht das ihr Risiko für eine spätere Verhaltensauffälligkeit. Sie sind öfter hyperaktiv, aggressiv oder entwickeln emotionale Probleme und schwierige Beziehungen zu Gleichaltrigen, wie US-Forscher nun herausfanden. In der bislang größten Langzeitstudie zum Zusammenhang von Schlafatmung und Entwicklungsauffälligkeiten konnten die Mediziner erstmals zeigen, dass Atemprobleme während des Schlafes tatsächlich die Ursache für spätere Verhaltensprobleme sein können. Frühere Studien dazu hatten nur geringe Aussagekraft, berichten die Forscher im Fachblatt „Pediatrics“, weil sie nur sehr wenige Versuchsteilnehmer hatten, andere mögliche Ursachen nicht mit einbezogen oder nur eines der drei Merkmale für Atemprobleme im Schlaf untersuchten.

„Dies ist ein starker Beweis dafür, dass Schnarchen, Mundatmung und Atemaussetzer während des Schlafes für Kinder ernsthafte Konsequenzen im Verhalten und in ihrem sozialen und emotionalen Erleben haben können”, schreibt das Team um Karen Bonuck von der Yeshiva University. „Eltern und Kinderärzte sollten diesem Phänomen bei kleinen Kindern mehr Aufmerksamkeit schenken, vielleicht sogar schon im ersten Lebensjahr.” In der Studie untersuchten die Mediziner den kombinierten Effekt aller drei Atemprobleme bei mehr als 11.000 Kindern über einen Zeitraum von sechs Jahren. Dabei notierten die Eltern wiederholt Auffälligkeiten in der Schlafatmung ihrer Kinder - erstmals mit sechs Monaten und letztmalig mit knapp sechs Jahren. Zusätzlich wurden im Alter von vier und sieben Jahren mögliche Verhaltenauffälligkeiten wie Hyperaktivität, Aggressivität, Ängstlichkeit und Depression erfasst, ebenso wie das Sozialverhalten der Kinder. Verglichen mit den Kindern ohne Atemprobleme hatten jene, die schnarchten, mit offenem Mund atmeten oder Atemaussetzer hatten, ein bis zu doppelt so hohes Risiko, mit sieben Jahren verhaltensauffällig zu werden.

Die Wissenschaftler berücksichtigten bei ihrer Analyse weitere mögliche Ursachen für spätere Verhaltensauffälligkeiten, etwa Rauchen der Mutter während der Schwangerschaft, ein geringes Geburtsgewicht der Kinder oder den sozialen Status der Eltern. Die Jungen und Mädchen, deren Atemprobleme früh auffielen – mit sechs oder spätestens 18 Monaten – hatten das höchste Risiko für spätere Verhaltensprobleme. Die stärksten Symptome entwickelten jene, deren Atemprobleme über den gesamten Untersuchungszeitraum bestehen blieben. Die Mediziner glauben, dass falsches Atmen während des Schlafes die Sauerstoffversorgung im sogenannten präfrontalen Kortex, dem Gebiet hinter der Stirn, verringert, und so zelluläre und chemische Prozesse dort durcheinander bringt. Der präfrontale Kortex steuert unter anderem die Konzentration und die Regulation von Verhalten und Gefühlen.

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Quelle: "Sleep Disordered Breathing in a Population-Based Cohort: Behavioral Outcomes at 4 and 7 Years", Karen Bonuck et al.; Pediatrics, DOI: 10.1542/peds.2011-1402


 

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