Kein Nebel des Grauens für Bettwanzen

Studie bestätigt: Insektizid-Vernebler sind ineffektiv gegen die Plagegeister, da das Gift die Blutsauger in Ritzen und Spalten nicht erreicht und viele bereits resistent sind
Bettwanze bei einer Blutmahlzeit
Bettwanze bei einer Blutmahlzeit
© Piotr Naskrecki (gemeinfrei, Centers for Disease Control and Prevention, United States Department of Health and Human Services)
Columbus (USA) - Gegen Bettwanzen ist gewöhnlicher Giftnebel nutzlos: Die Wirkstoffe aus frei verkäuflichen Insektizid-Verneblern erreichen die lästigen Blutsauger meist gar nicht, denn die verkriechen sich in Zwischenräumen von Betten und Matratzen und entgehen so dem Angriff. Diese Vermutung konnten zwei amerikanische Insektenforscher jetzt erstmals in einer wissenschaftlichen Studie bestätigen. Und nicht nur das Verkriechen lässt die Parasiten ungeschoren davon kommen. Noch dazu sind viele Stämme mittlerweile resistent gegen herkömmliche Wirkstoffe, berichten die Forscher im Fachblatt „Journal of Economic Entomology“. Sie raten, bei einem Befall professionelle Hilfe von Schädlingsbekämpfern zu suchen.

„Diese Nebel dringen nicht in Ritzen und Spalten vor, in denen sich die meisten Bettwanzen verstecken“, erläutert Susan C. Jones von der Ohio State University in Columbus, „weshalb die meisten von ihnen überleben werden.“ Bedenken, dass diese Methode nicht effektiv gegen Bettwanzen ist, hätte es schon gegeben, so die Forscherin. „Doch bisher gab es keine publizierten Daten, was die Wirksamkeit von Nebelautomaten gegen Bettwanzen angeht.“ Gemeinsam mit ihrem Kollegen Joshua L. Bryant hatte Jones nun die Effektivität unterschiedlicher Nebelautomaten bei insgesamt sechs Bettwanzen-Populationen (Cimex lectularius L.) getestet.

Fünf Stämme stammten aus natürlicher Umgebung, waren zwischen Juli 2010 und März 2011 in unterschiedlichen Wohnungen gesammelt worden. Ein weiterer Stamm hatte seit Jahrzehnten unter Laborbedingungen gelebt und war daher noch anfällig für handelsübliche Insektizide wie Pyrethrine oder die synthetischen Pyrethroide und diente als Kontrolle. In Versuchsräumen platzierten die Forscher Bettwanzen und aktivierten unterschiedliche Vernebler. In manchen Testläufen stand den Insekten die Möglichkeit eines Unterschlupfs zur Verfügung, in manchen nicht. Im Anschluss untersuchten die Insektenforscher in mehreren Zeitabständen, wie sich die Nebelattacke auf die Blutsauger ausgewirkt hatte.

Die meisten Bettwanzen überlebten den Giftnebel ohne größere Beeinträchtigungen. Die in natürlichem Umfeld gesammelten Stämme erwiesen sich zumeist sogar ungeschützt als resistent gegen die typischen Wirkstoffe. In einem schützenden Unterschlupf konnte der Wirkstoff aber nicht einmal dem anfälligen Laborstamm etwas anhaben – sie starben nur, wenn sie dem Giftnebel unmittelbar ausgesetzt waren.

Tagsüber verkriechen sich Bettwanzen gewöhnlich in Ritzen und Spalten, wo sie von den vernebelten Insektiziden nicht effektiv erreicht werden. Nachts dagegen verlassen sie ihren Unterschlupf und begeben sich auf die Suche nach einer Blutmahlzeit. Doch selbst in der Nacht angewendet würden Vernebler wegen der starken Widerstandsfähigkeit der meisten natürlich vorkommenden Populationen vermutlich wenig nützen. Vor allem in Anbetracht dessen, dass die Insektizid-Nebel auch bedenkliche Nebenwirkungen mit sich bringen können, rät Jones vom Einsatz dieser Mittel gegen Bettwanzen ab. Den Befall werde man damit kaum in den Griff bekommen. „Normalerweise braucht man einen Profi, um das richtig zu machen“, sagt sie. „Außerdem kann der ineffektive Einsatz dieser Produkte zu weiteren Resistenzen führen.“

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Quelle: „Ineffectiveness of Over-the-Counter Total-Release Foggers Against the Bed Bug (Heteroptera: Cimicidae)”, Susan C. Jones, Joshua L. Bryant; Journal of Economic Entomology, DOI: http://dx.doi.org/10.1603/EC12037


 

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