Kanaan vor 3500 Jahren: Herrscher gab es nicht nur in den Städten

Einen Armreif mit einer hornartigen Krone, der etwa 3500 Jahre alt ist, haben israelische Archäologen in Nordisrael gefunden. Wegen seiner besonderen Gestalt nehmen die Forscher an, dass der Armreif einem kanaanitischen Provinzherrscher gehörte
Armreif aus der späten Bronzezeit, gefunden in Nordisrael.
Armreif aus der späten Bronzezeit, gefunden in Nordisrael.
© Israerl Antiquities Authority
Zefat (Israel) - Einen ungewöhnlich gestalteten Armreif fanden Archäologen in Nordisrael - er könnte Aufschluss geben über das Leben in den ländlichen Regionen Kanaans vor 3500 Jahren. Dennn die hornartige Krone, die den Reif ziert, stand in der Kultur der Nachbarregionen von Kanaan für den Gott der Fruchtbarkeit und der Ordnung. Der Armreif war, so zeigt seine Verarbeitung, kein billiges Schmuckstück. Darum gehen die Archäologen davon aus, dass es einer führenden Persönlichkeit der Region gehört haben muss. Auch abseits der Städte im Vorderen Orient, die auch schon vor tausenden Jahren entstanden waren, gab es offenbar eine Provinz mit eigenen Herrschern.

"Der Armreif, der außerordentlich gut erhalten ist, ist mit Eingravierungen versehen", erläutert Karen Covello-Paran von der Israel Antiquities Authority. "Außen weist er eine Verzierung mit einer hornartigen Struktur auf. Zu jener Zeit waren Hörner das Symbol des Sturm-Gottes und sie repräsentierten Macht, Fruchtbarkeit und Gesetz. Die Person, die sich diesen Armreif hat leisten können, war offenbar wohlsituiert, und wahrscheinlich war die Person der Herrscher über die Siedlung. Es ist interessant zu wissen, dass in Kunstwerken aus den benachbarten Regionen Götter und Herrscher mit gehörnten Kronen abgebildet wurden. Ein Armreif von dieser Art ist jedoch bisher nirgendwo anders gefunden worden."

Grund für den Fund in Ramat Razin bei Zefat in Nordisrael waren bauliche Infrastrukturmaßnahmen, die das Leben der Einwohner verbessern sollen. Das Archäologenteam um Covello-Paran entdeckte bei den archäologischen Sondierungen im Vorfeld der Baumaßnahmen die Überreste eines Gutshauses aus der späten Bronzezeit. Das Haus war aus einheimischem Kalkstein erbaut und um das Gebäude zog sich ein gepflasterter Hof. Hier fanden die Forscher auch den Armreif. Außerdem entdeckten sie beim Gutshaus verschiedene Vorratsgefäße sowie Handmühlen zum Mahlen von Weizen zu Mehl. Das interessanteste Stück der Ausgrabung ist jedoch zweifellos der Armreif.

"Bisher sind erst die größeren Städte in dieser Region ausgegraben worden, wie Tel Megiddo oder Tel Hazor. Mit der jetzigen Grabung gewinnen wir einen ersten Einblick in das Leben des ländlichen Hinterlands im Norden", erklärt Covello-Paran. "Es zeigt sich, dass es komplexer war als bisher angenommen. Dieser kleine Ort bei Ramat Razim stellte einen Teil der Peripherie von Tel Hazor dar, die größte und bedeutendste Stadt im Kanaan jener Zeit, die zehn Kilometer nördlich der Besiedlung von Ramat Razim lag."

© Wissenschaft aktuell
Quelle: Israel Antiquities Authority


 

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