Kalenderblatt: 15. Januar 785: Eine Taufe besiegelte vor 1225 Jahren die Unterwerfung der Sachsen durch Karl den Großen
Im Gegensatz zu den Langobarden, die ein richtiges Königtum ausgebildet hatten, fehlte den Sachsen jede staatliche Einheit. Sie hatten jedoch so etwas wie eine Stammesverfassung, die sich in jährlichen Versammlungen, den Things, manifestierte. Gemeinsam war den Sachsen auch, dass sie nicht christianisiert waren und noch ihre alten Götter verehrten. Der relativ lockere Zusammenhalt der Sachsen bewirkte, dass sie sich über lange Zeit - mal hier, mal da - Karls Heeren entgegenstellen konnten.
Am Beginn seiner Alleinherrschaft hatte Karl, der bis 771 zusammen mit seinem Bruder Karlmann regierte, vermutlich kein ausgeprägtes Interesse an den Sachsen. Von 772 ist jedoch ein Kriegszug gegen feindselige sächsische Gruppen bekannt. Dieser Kriegszug war aber möglicherweise nur einer der damals typischen Strafexpeditionen gegen feindselige Gruppierungen. Dieser Zug bewirkte eine Gegenoffensive sächsischer Gruppen, die Karl wiederum 775 mit einem Kriegszug bis nach Ostsachsen beantwortete. Etwa ab 776, so vermutet man in der historischen Forschung, ging es Karl wirklich um die Eingliederung der sächsischen Stammesgebiete ins Frankenreich. 777 hielt Karl erstmals eine Reichsversammlung auf sächsischem Boden, nämlich in Paderborn, ab. Die auf dieser Reichsversammlung anwesenden Sachsen mussten Karl die Treue schwören. Karl ging noch weiter: Er betrieb die Mission der Sachsen und richtete zu diesem Zweck Missionssprengel ein. Doch nicht alle Sachsen waren bereit, sich Karl zu unterwerfen. Der westfälische Sachse Widukind, der 777 erstmals in den Fränkischen Reichsannalen erwähnt wurde und entgegen Karls Willen nicht auf der Reichsversammlung erschienen war, setzte mit seinen Anhängern den Widerstand fort. Am Süntel, einem Gebirgszug beim heutigen Hameln konnte Widukind 782 ein fränkisches Heer vernichtend schlagen. Karl nahm grausam Rache. Bei Verden an der Aller ließ er mehrere tausend Sachsen hinrichten. Dieses Ereignis ist als "Blutgericht von Verden" in die Geschichte eingegangen. Danach wurde jeder Widerstand gegen die Franken und Abfall vom Christentum unter die härtesten Strafen gestellt. Jetzt gab auch Widukind seinen Widerstand auf. Im Januar 785 ließ er sich in Attigny taufen. Widukind erreichte mit seiner Taufe schließlich einen Friedensvertrag mit Karl dem Großen. Zugleich stärkte er die Stellung der sächsischen Oberschicht im Frankenreich: In der Folgezeit wurden sächsische Edelinge nach ihrer Taufe in die fränkische Grafschaftsverfassung einbezogen. Interessanterweise ließ Karl auch die alten Thingverfassungen bestehen - erst seine Nachfolger versuchten, die Rechtsprechung von der Versammlung der Freien des Thing auf die jeweiligen Lehnsherren des Kaisers oder Königs zu übertragen. In Holstein wurden die jährlichen Versammlungen des Thing bis 1546 fortgesetzt.
Bald nach der Taufe verliert sich die Spur von Widukind. Ab 792 kam es im Norden des Gebietes der Sachsen erneut zu Aufständen. 794 versammelten sich die Sachsen noch einmal zu einer Schlacht gegen die Franken. Diese fand auf dem Sintfeld südlich von Paderborn statt und endete für die Sachsen in einer blutigen Niederlage. Als Demonstration seiner Macht berief Karl für das Jahr 799 wieder eine Reichsversammlung in Paderborn ein, an der alle sächsischen Edelinge teilzunehmen hatten. Im Jahr 804 wurde das Gebiet der Sachsen auch formal in das Frankenreich eingegliedert.