Kalenderblatt 11. Mai 330: Aus Byzanz wird Konstantinopel

Byzanz, Konstantinopel, Istanbul - drei Namen für eine zweitausendjährige Weltstadt. Vor 1680 Jahren wurde aus Byzanz die Stadt Konstantins des Großen - Konstantinopel
Mittelalterliche Karte von Konstantinopel
Mittelalterliche Karte von Konstantinopel
© Wikipedia / Public Domain
Die Geschichte der Stadt Byzanz begann bereits früh in der griechischen Antike, um etwa 600 vor Christus. In römischer Zeit, ab dem ersten Jahrhundert vor unserer Zeit, gewann sie zunehmend Bedeutung als Handels- und Gewerbezentrum. Im Jahr 193 machte Byzanz den Fehler, einen Gegenkaiser (Pescennius Niger) gegen den von Rom bestimmten Kaiser Septimius Severus zu unterstützen. Da der Gegenkaiser schließlich unterlag, hätte Septimius die Stadt beinahe aus Rache ganz zerstört. Doch aufgrund der Fürsprache seines Sohnes Caracalla baute er sie wieder auf. In den folgenden Jahren erwies sich die Stadt als ein Bollwerk gegen die so genannten Barbaren, die in der Zeit der Völkerwanderung immer wieder einzubrechen drohten. Da die Osthälfte des römischen Reiches immer mehr an Bedeutung gewann, beschloss schließlich Kaiser Konstantin I. im Jahr 326, die Stadt Byzanz als seine neue Residenz zu planen. Am 11. Mai 330 schließlich wurde die Stadt als neue Residenz des Kaisers feierlich eingeweiht und erhielt den Namen Konstantinopel. Zunächst blieb aber parallel dazu auch der Name Byzanz (Byzantion) gebräuchlich. Auf Dauer jedoch hielt sich der Name Konstantinopel 16 Jahrhunderte lang, bis zum Jahr 1930. Seitdem heißt die Stadt Istanbul.

Ob Konstantin mit dieser Stadt Rom Konkurrenz machen wollte, ist in der Forschung umstritten. Zumindest einige Bauwerke, die unter Konstantin und seinen Nachfolgern angelegt wurden - etwa das Hippodrom oder die Konstantinsäule - legen die Vermutung nahe, dass man Rom zumindest sehr stark nacheiferte. Noch einige Jahrhunderte nach Konstantin hielt sich der römische Geist in der Stadt: Wie Grabsteine belegen, gab es noch bis etwa 600 nach Christus zahlreiche Einwohner in der Stadt, die Latein als Muttersprache hatten. Danach setzte sich zunehmend das Griechische durch.

Immer wieder wurde die Stadt von Eroberungsversuchen anderer Völker, von Stadtbränden und Epidemien heimgesucht. Trotzdem blieb Konstantinopel bis ins späte Mittelalter hinein eine der wichtigsten Weltstädte neben den damaligen kulturellen Zentren Bagdad, Kairo und Córdoba. 1326 begann mit der Eroberung Bursas durch Osman I., einem Heerführer eines kleinen türkischen Stammes, der Siegeszug der Osmanen. Bald darauf eroberten diese ganz Anatolien und Teile des europäischen Festlandes. Byzanz glich bald einer Insel im Osmanischen Reich. Im 15. Jahrhundert bestand es nur mehr aus dem eigentlichen Stadtgebiet und den umliegenden Dörfern, die Einwohnerzahl sank auf etwa 40.000 ab.Mehrere Angriffe auf Konstantinopel blieben erfolglos, bis am 29. Mai 1453 die Stadt unter Mehmed II. unter großen Verlusten eingenommen werden konnte. Etwa hundert Jahre später wurde Konstantinopel zur Hauptstadt des Osmanischen Reiches, das von Ungarn über Belgrad bis und Bagdad bis weit nach Nordafrika reichte. Doch schon bald erstarrte das System des Osmanischen Reiches. Korruption war an der Tagesordnung, der Staat schottete sich den Westen ab, Reformen wurden nicht in Angriff genommen. So bürgerte sich ab etwa dem 19. Jahrhundert in Europa die Redewendung vom "kranken Mann am Bosporus" ein, wenn man vom Osmanischen Reich sprach.

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Quelle: Eigener Bericht


 

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