Kalenderblatt 11. Mai 330: Aus Byzanz wird Konstantinopel
Ob Konstantin mit dieser Stadt Rom Konkurrenz machen wollte, ist in der Forschung umstritten. Zumindest einige Bauwerke, die unter Konstantin und seinen Nachfolgern angelegt wurden - etwa das Hippodrom oder die Konstantinsäule - legen die Vermutung nahe, dass man Rom zumindest sehr stark nacheiferte. Noch einige Jahrhunderte nach Konstantin hielt sich der römische Geist in der Stadt: Wie Grabsteine belegen, gab es noch bis etwa 600 nach Christus zahlreiche Einwohner in der Stadt, die Latein als Muttersprache hatten. Danach setzte sich zunehmend das Griechische durch.
Immer wieder wurde die Stadt von Eroberungsversuchen anderer Völker, von Stadtbränden und Epidemien heimgesucht. Trotzdem blieb Konstantinopel bis ins späte Mittelalter hinein eine der wichtigsten Weltstädte neben den damaligen kulturellen Zentren Bagdad, Kairo und Córdoba. 1326 begann mit der Eroberung Bursas durch Osman I., einem Heerführer eines kleinen türkischen Stammes, der Siegeszug der Osmanen. Bald darauf eroberten diese ganz Anatolien und Teile des europäischen Festlandes. Byzanz glich bald einer Insel im Osmanischen Reich. Im 15. Jahrhundert bestand es nur mehr aus dem eigentlichen Stadtgebiet und den umliegenden Dörfern, die Einwohnerzahl sank auf etwa 40.000 ab.Mehrere Angriffe auf Konstantinopel blieben erfolglos, bis am 29. Mai 1453 die Stadt unter Mehmed II. unter großen Verlusten eingenommen werden konnte. Etwa hundert Jahre später wurde Konstantinopel zur Hauptstadt des Osmanischen Reiches, das von Ungarn über Belgrad bis und Bagdad bis weit nach Nordafrika reichte. Doch schon bald erstarrte das System des Osmanischen Reiches. Korruption war an der Tagesordnung, der Staat schottete sich den Westen ab, Reformen wurden nicht in Angriff genommen. So bürgerte sich ab etwa dem 19. Jahrhundert in Europa die Redewendung vom "kranken Mann am Bosporus" ein, wenn man vom Osmanischen Reich sprach.