Kalenderblatt 10. Juli 1559: Schluss mit Ritterturnieren
Heinrich II. kam in einer so genannten Tjost um. Hierbei wurde zu Pferd und in voller Rüstung gekämpft. Ziel war es, den entgegengaloppierenden Gegner mit der Lanze innerhalb der Schranken, die den Turnierplatz umfassten, am Schild oder Hals zu treffen, um ihn aus dem Sattel zu werfen. Gingen nur die Lanzen zu Bruch, während die Ritter im Sattel blieben, wurden neue Lanzen gereicht und man machte sich sofort wieder bereit für den nächsten Waffengang. Die Lanzen waren entweder abgestumpft und mit den so genannten Turnierkrönlein versehen oder hatten ausgehöhlte Schäfte, was die Waffen entschärfte. Zumindest bei einem Treffer sollte es nicht gleich zu tödlichen Verletzungen kommen. Dieser "Sport" war zwar zweifellos brutal, doch was Heinrich II. widerfuhr, war eine besonders grauenvolle Verletzung, die so nicht "vorgesehen" war.
Als Ritter, wie wir sie heute noch aus romantischen Erzählungen oder Mittelalterspielen kennen, bezeichnete man vom Frühen Mittelalter bis ins 13. Jahrhundert in West- und Mitteleuropa einen adligen Krieger, der mit einem Pferd und in voller Rüstung seinem Herrn Gefolgschaft leistete. Seine höchste Blüte erlebte das Rittertum im Zeitalter der Kreuzzüge ab dem Ende des 11. Jahrhunderts bis zum 13. Jahrhundert. Es entwickelten sich die ritterlichen Tugenden Zucht, kriegerische Tüchtigkeit, einwandfreier Lebenswandel und Frauendienst (Minne). Durch Einführung der Feuerwaffen im Spätmittelalter und einer veränderten Taktik des Fußvolks in der Schlacht verloren die Ritterheere immer mehr an Bedeutung. Hochgehalten wurde das Ritterleben jedoch noch lange in Ritterturnieren. Der grausige Tod von Heinrich II. ließ den Zeitgenossen die Ritterwelt endgültig obsolet erscheinen.