Kalenderblatt 10. Juli 1559: Schluss mit Ritterturnieren

Als der französische König Heinrich II. bei einem Ritterturnier auf grauenvolle Weise tödlich verletzt wurde, verbot sein Sohn und Thronfolger am 10. Juli 1559 alle Ritterturniere in Frankreich
So etwa mag es bei einer Tjost zugegangen sein. Abbildung von Friedrich Martin von Reibisch: Der Rittersaal, 1842.
So etwa mag es bei einer Tjost zugegangen sein. Abbildung von Friedrich Martin von Reibisch: Der Rittersaal, 1842.
© Wikipedia / Public Domain
Der französische König Heinrich II. wurde am 30. Juni 1559 bei einem Ritterturnier durch den Lanzenstoß von Gabriel de Lorges, Graf von Montgomery, tödlich verletzt. Beim Zerbrechen ihrer Lanzen drang ein scharfer Holzsplitter durch den schmalen Sehschlitz des Helmes ins Auge des Königs und von dort weiter ins Gehirn. Nach zehn Tagen erlag der König seinen Verletzungen. Sein Sohn und Thronnachfolger Franz II. verbot daraufhin am 10. Juli 1559 - vor 450 Jahren - die Turniere in Frankreich. Bald übernahmen auch die übrigen europäischen Länder dieses Verbot, wodurch der 10. Juli 1559 als das Ende der Ritterturniere gelten kann.

Heinrich II. kam in einer so genannten Tjost um. Hierbei wurde zu Pferd und in voller Rüstung gekämpft. Ziel war es, den entgegengaloppierenden Gegner mit der Lanze innerhalb der Schranken, die den Turnierplatz umfassten, am Schild oder Hals zu treffen, um ihn aus dem Sattel zu werfen. Gingen nur die Lanzen zu Bruch, während die Ritter im Sattel blieben, wurden neue Lanzen gereicht und man machte sich sofort wieder bereit für den nächsten Waffengang. Die Lanzen waren entweder abgestumpft und mit den so genannten Turnierkrönlein versehen oder hatten ausgehöhlte Schäfte, was die Waffen entschärfte. Zumindest bei einem Treffer sollte es nicht gleich zu tödlichen Verletzungen kommen. Dieser "Sport" war zwar zweifellos brutal, doch was Heinrich II. widerfuhr, war eine besonders grauenvolle Verletzung, die so nicht "vorgesehen" war.

Als Ritter, wie wir sie heute noch aus romantischen Erzählungen oder Mittelalterspielen kennen, bezeichnete man vom Frühen Mittelalter bis ins 13. Jahrhundert in West- und Mitteleuropa einen adligen Krieger, der mit einem Pferd und in voller Rüstung seinem Herrn Gefolgschaft leistete. Seine höchste Blüte erlebte das Rittertum im Zeitalter der Kreuzzüge ab dem Ende des 11. Jahrhunderts bis zum 13. Jahrhundert. Es entwickelten sich die ritterlichen Tugenden Zucht, kriegerische Tüchtigkeit, einwandfreier Lebenswandel und Frauendienst (Minne). Durch Einführung der Feuerwaffen im Spätmittelalter und einer veränderten Taktik des Fußvolks in der Schlacht verloren die Ritterheere immer mehr an Bedeutung. Hochgehalten wurde das Ritterleben jedoch noch lange in Ritterturnieren. Der grausige Tod von Heinrich II. ließ den Zeitgenossen die Ritterwelt endgültig obsolet erscheinen.

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