Kaiserschnitt beeinträchtigt Hirnentwicklung

Zumindest bei Mäusen kurbelt die natürliche Geburt die Produktion eines Proteins an, das an korrekter Entstehung bestimmter Hirnstrukturen beteiligt ist
Eine natürliche Geburt induziert die Bildung von UCP2 im Hippocampus.
Eine natürliche Geburt induziert die Bildung von UCP2 im Hippocampus.
© Michael Helfenbein, Horvath Lab, Yale University
New Haven (USA) - Obwohl umstritten, entscheiden sich nicht wenige werdende Mütter aus Bequemlichkeit oder Angst vor einer natürlichen Geburt für einen Kaiserschnitt. US-Mediziner haben nun gemeinsam mit spanischen Kollegen einen weiteren möglichen Grund gegen medizinisch unnötige Kaiserschnitte gefunden: Zumindest bei Mäusen entdeckten sie, dass die natürliche Geburt die Produktion eines Proteins namens UCP2 auslöst, das eine entscheidende Rolle bei der Hirnentwicklung spielt. Im Hippocampus von Mäusen, die per Kaiserschnitt auf die Welt gekommen waren, war UCP2 nur in verminderten Mengen vorhanden, berichten die Forscher im Fachblatt „PLoS ONE“. Das Protein ist dort an der Entstehung von Nervenzellen sowie deren Vernetzung beteiligt. Weitere Untersuchungen legen zudem nahe, dass dessen eingeschränkte Aktivität während der Hirnentwicklung das Verhalten bis ins Erwachsenenalter beeinträchtigen kann. Ähnliche Effekte beim Menschen schließen die Mediziner nicht aus.

„Diese Ergebnisse zeigen eine möglicherweise entscheidende Rolle von UCP2 für die korrekte Entwicklung von Hirn-Schaltkreisen und den damit zusammenhängenden Verhaltensweisen“, erläutert Tamas Horvath von der Yale School of Medicine. „Auch beim Menschen könnte die ansteigende Verbreitung von Kaiserschnitten aus Bequemlichkeit statt medizinischer Notwendigkeit einen bislang unerwarteten Langzeiteffekt auf Hirnentwicklung und -funktion haben.“ Horvath und seine Kollegen hatten bei Mäusen nachweisen können, dass eine natürliche Geburt bei Nervenzellen im Hippocampus die Bildung von UCP2 auslöst. Diese Hirnregion ist wichtig für die Orientierung sowie für das Kurz- und Langzeitgedächtnis. Bei per Kaiserschnitt geborenen Mäusen war dies deutlich eingeschränkt.

In weiteren Versuchen belegten die Mediziner die zentrale Funktion des Proteins für die Entwicklung der Nervenzellen im Hippocampus sowie deren Verschaltung untereinander. Bei Mäusen, denen das Gen mit den Informationen für UCP2 fehlte oder bei denen die Wirkung des Proteins mit Hemmstoffen unterbunden wurde, wiesen sie nach: Zahl und Größe der Nervenzellen war ebenso vermindert wie das Wachstum der Nervenzellfortsätze und die Ausbildung von Synapsen. Bei erwachsenen Tieren waren zudem komplexe Verhaltensweisen beeinträchtigt, die mit der Funktion des Hippocampus zusammenhängen – etwa ihr Orientierungsvermögen in einem Irrgarten.

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Quelle: „Ucp2 Induced by Natural Birth Regulates Neuronal Differentiation of the Hippocampus and Related Adult Behavior”, Tamas L. Horvath et al.; PLoS ONE, http://dx.plos.org/10.1371/journal.pone.0042911


 

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