Interdisziplinäre Barrieren bremsen Umweltforschung

Probleme in der Zusammenarbeit zwischen Fachbereichen und Institutionen schwerwiegender als zwischen einzelnen Wissenschaftlern
Sonnenuntergang über dem Ökosystem Nordsee
Sonnenuntergang über dem Ökosystem Nordsee
© Förger
Baton Rouge (USA) - Die Herausforderungen des Umweltschutzes sind sehr komplex und erfordern die Kompetenz verschiedenster Fachbereiche. Aber die Kooperation lässt häufig zu wünschen übrig, bemängelt jetzt eine internationale Gruppe von Wissenschaftlern. Als einen Grund für dieses Ergebnis nennen sie persönliche Spannungen zwischen den Forschern, die in ihren Disziplinen unterschiedliche Methoden und Herangehensweisen gewohnt sind. Wesentlich häufiger tragen dazu aber Probleme zwischen ganzen Abteilungen und Institutionen bei, schreiben die Experten im Fachmagazin „BioScience“. Hinzu kommen Schwierigkeiten in der Finanzierung und Zeiteinteilung.

„Viele wissenschaftliche Fachbereiche und Institutionen müssen die pragmatische Zusammenarbeit in Umweltfragen wesentlich besser fördern und honorieren“, sagt Eric D. Roy von der Louisiana State University. Der Wissenschaftler hatte mit Kollegen insgesamt 323 Fragebögen ausgewertet, die jeweils 76 Fragen zur Kooperation im Umweltbereich enthielten. Die teilnehmenden Ökologen, Natur- und Sozialwissenschaftler stimmten zwar überwiegend darin überein, dass die interdisziplinäre Forschung sehr nützlich sei. Insbesondere würden durch die intellektuelle Stimulation völlig neue Ansätze und Herangehensweisen entwickelt. Aber so richtig erfolgreich seien sie dennoch nicht gewesen.

Verantwortlich für die vergleichsweise magere Ausbeute machen die Forscher der unterschiedlichen Disziplinen vor allem konservative Denkweisen und interdisziplinäre Grenzen zwischen den Fachbereichen. Am häufigsten wurden von den Befragten limitierte Karriere-Chancen sowie mangelnde Anerkennung der Leistungen als Hinderungsgründe genannt. So wurde beispielsweise die Einarbeitung in das andere Fachgebiet als Zeitverschwendung oder als Ablenkung vom Forschungsschwerpunkt einer Abteilung gewertet. Sowohl Naturwissenschaftler als auch Sozialforscher stimmten deshalb darin überein, dass institutionelle Barrieren viel schwerwiegender seien als interpersonelle Verständigungsschwierigkeiten.

Als Konsequenz ihrer Untersuchung fordern Roy und seine Kollegen nun, dass die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Umweltschutz bereits im Grundstudium angestrebt werden sollte und nicht erst in späteren Jahren. Die Forscher sind sich sicher: Die interdisziplinäre Kooperation kann vorübergehend die Arbeit verlangsamen und die Publikationsrate der beteiligten Forscher senken. Allerdings wird das Zusammenwirken auf lange Sicht wesentlich erfolgreicher sein und letztlich zu mehr Veröffentlichungen führen.

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