In die Luft gezeichnet

"Menschen können räumlich interagieren, auch ohne das Bearbeitete zu sehen – also quasi Touchscreen-Interaktion ohne Touchscreen", erklärt HPI-Forscher Patrick Baudisch.Zusammen mit Sean Gustafson hat er das "imaginary interface" erfunden. Herzstück ist eine kleine Ansteckkamera, in deren Blickfeld der Träger des Systems mit gespreizten Daumen und Zeigefinger der linken Hand die virtuelle Schreibfläche definiert. Mit der rechten Hand schließt er Daumen und Zeigefinger zu einer Schreibgeste und kann damit beliebige Richtungen, Kurvenverläufe oder Strukturen einfach in die Luft malen. Die Echtzeit-Aufnahme wandelt ein integrierter Prozessor in eine zweidimensionale Skizze um, die über eine Funkverbindung beispielsweise auf das Telefondisplay eines Gesprächspartners übermittelt wird. Erste Versuche mit diesen Luftzeichnungen gelangen problemlos.
Die "imaginary interfaces" sind keine akademische Spielerei. Vielmehr können Mobiltelefonate mit dieser neuen Schnittstelle ganz ohne klobigen Datenhandschuh elegant um sichtbare Informationen wie Weg- oder Strukturbeschreibungen bereichert werden. Schon heute handlich klein, könnte das System bald so sehr schrumpfen, dass es fast unsichtbar in "intelligente Kleidung" integriert werden könnte. Baudisch und Kollegen arbeiten derzeit daran, mit Handgesten nicht nur Skizzen für andere Menschen, sondern auch Daten und Befehle an Computer zu vermitteln. Auch an die Erkennung von dreidimensionales Luftzeichnungen wird gedacht.