Immunzellen in der Darmwand halten Darmbakterien in Schach
"Vielleicht können wir neue Therapien entwickeln, wenn wir verstehen, wie sich die Bakterienabwehr dieser Immunzellen verstärken lässt", sagt Lora Hooper vom Southwestern Medical Center der University of Texas in Dallas. Bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen ist häufig das Gleichgewicht zwischen Darmbakterien und Immunabwehr gestört. Einerseits muss der Körper die Darmkeime tolerieren, da sie bei der Nahrungsverwertung helfen. Andererseits muss das Immunsystem Bakterien rechtzeitig bekämpfen, die versuchen, die Darmschleimhaut zu durchdringen und eine Infektion auszulösen. Auf diese Aufgabe haben sich bestimmte Lymphozyten in der Darmschleimhaut spezialisiert, wie die Forscher in Versuchen mit Mäusen nachweisen und näher untersuchen konnten. Die Zellen wehren nicht nur Krankheitserreger ab, sondern verhindern auch, dass normalerweise harmlose Darmkeime chronische Entzündungsreaktionen auslösen.
Erregerabwehr an vorderster Front
Diese Immunzellen werden aktiviert, wenn sie in der Darmschleimhaut auf Bakterien treffen. Dann setzen sie sogenannte Lektine frei - Proteine, die Bakterien abtöten. Über Botenstoffe alarmieren sie gleichzeitig andere Immunzellen, die zu einer effektiveren Abwehr fähig sind. Die Aktivität der Darmlymphozyten ist hauptsächlich in den ersten 3 bis 4 Stunden nach dem Erkennen der Mikrobengefahr von Bedeutung, sagt Hooper. Das zeigten Versuche mit genetisch veränderten Mäusen, denen solche Immunzellen fehlten: Wurden sie über kontaminiertes Trinkwasser mit Salmonellen infiziert, waren die Erreger nach drei Stunden in hundertfach höherer Zahl in der Milz nachweisbar als bei normalen Mäusen. Dieser Unterschied verschwand aber nach 24 Stunden, nachdem andere Teile des Immunsystems die Bekämpfung der Salmonellen übernommen hatten. "Unsere Ergebnisse könnten auch helfen zu verstehen, wie probiotische Bakterien das Immunsystem aktivieren", sagt Hooper. Konzentrierte Präparate solcher Bakterien können vorbeugend oder therapiebegleitend verabreicht werden, um die Darmgesundheit zu verbessern.