Im Tierversuch erfolgreich: Impfung gegen Heroinsucht

Impfstoff erzeugt Antikörper, die suchtauslösende Substanzen davon abhalten, ins Gehirn einzudringen
Ein Fixer spritzt sich Heroin.
Ein Fixer spritzt sich Heroin.
© Philipp von Ostau / Creative Commons (CC BY-SA 3.0), http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de
La Jolla (USA) - Eine Impfung könnte die Wirksamkeit derzeit üblicher Entzugsmethoden für Heroinabhängige verbessern. Amerikanische Forscher haben jetzt eine solche Strategie an Ratten erfolgreich getestet. Die Impfung löste die Produktion von Antikörpern aus, die die suchterzeugende Droge im Blut abfingen und so deren Eindringen ins Gehirn verhinderten. Das stoppte den zwanghaften Heroinkonsum der Tiere nach einem Entzug. Ein großer Vorteil der Impfung besteht darin, dass der erzielte Effekt anhaltend ist und kaum Nebenwirkungen verursacht, schreiben die Wissenschaftler im Fachjournal „Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS)“.

„Im Prinzip könnte man heroinabhängigen Menschen diesen Impfstoff verabreichen und ihre Behandlung mit den Standardtherapien fortsetzen“, sagt Joel Schlosburg aus dem Labor von George Koob vom Scripps Research Institute in La Jolla. Die Impfung würde nämlich die Wirksamkeit suchtdämpfender Medikamente wie Methadon oder Naltrexon nicht verringern. Denn im Gegensatz zu diesen wirken die durch die Impfung erzeugten Antikörper nicht im Gehirn sondern im Blut: Sie lagern sich an Heroinmoleküle und ihre ebenfalls psychoaktiven Stoffwechselprodukte an, so dass diese nicht mehr zu den Opioidrezeptoren – ihren Bindungsstellen im Gehirn – gelangen können. Das verhindert die Drogenwirkung und die Sucht.

Eine besondere Schwierigkeit bei der Entwicklung des neuen Impfstoffs bestand darin, dass Heroin im Blut sehr schnell in Acetylmorphin und dann zu Morphin umgewandelt wird. Jede der drei Verbindungen wirkt – in unterschiedlichem Maß – als Droge. Die Impfung musste daher in der Lage sein, das Immunsystem zur Produktion verschiedener Antikörper anzuregen, die alle drei Substanzen inaktivieren. Die Forscher testeten ihren Impfstoff zunächst an Ratten, denen sie zuvor Heroin verabreicht hatten. Die Tiere waren trainiert worden, einen Schalter zu betätigen, um eine Infusion des Rauschmittels zu erhalten. Nach einem kurzen Entzug reagierten ungeimpfte Ratten auf eine erneute Heroingabe mit zwanghaftem Verlangen nach mehr. Dieses Suchtverhalten zeigten geimpfte Tiere nicht mehr.

Ratten, die schon stark heroinsüchtig waren, versuchten die Heroindosis von Mal zu Mal zu steigern – ein Verhalten, das auch für drogenabhängige Menschen typisch ist. Nach einem 30-tägigen Entzug setzte normalerweise der zwanghafte Drang nach zunehmendem Konsum der erneut angebotenen Droge wieder ein. Bei geimpften Tieren geschah das dagegen nicht. „Sie versuchten nicht, die Wirkung der Impfung durch eine gesteigerte Zufuhr von Heroin auszuschalten – und das war ziemlich beeindruckend“, sagt Teammitglied Kim Janda. Jetzt seien nur noch wenige Veränderungen des Impfstoffs nötig, bevor erste Studien an Menschen beginnen können, so der Forscher. Anders als bei den üblichen Methoden der Entzugsbehandlung entfiele bei einer Impfung die Kontrolle der regelmäßigen Medikamenteneinnahme und das Risiko von Nebenwirkungen wäre vergleichsweise gering. Diese Therapie wäre zwar kein Wundermittel gegen alle Aspekte der Drogenabhängigkeit, schreiben die Autoren, aber eine vielversprechende innovative Zusatztherapie.

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