Hund ganz allein: Winseln oder Bellen?

Hunde, die stark unter Trennungsschmerz leiden, winseln im Vergleich zu nicht verhaltensgestörten Hunden früher und länger, wenn sie alleingelassen werden
Der Hund ist nicht gern allein.
Der Hund ist nicht gern allein.
© doanme / pixabay.com, CC0 1.0 Universell (CC0 1.0), https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/deed.de
Budapest (Ungarn) - Es ist eine der häufigsten Verhaltensstörungen, worunter sowohl Hunde als auch Hundebesitzer und Nachbarn leiden: Alleingelassen von Herrchen oder Frauchen äußert das Tier seinen Trennungsschmerz unter anderem durch anhaltendes Bellen. Jetzt haben ungarische Biologen die Lautäußerungen von Hunden in dieser Stresssituation genauer untersucht. Demnach unterscheiden sich verhaltensgestörte und normale Hunde weniger im Bellen als vielmehr im Winseln: Wer übermäßig unter dem Alleinsein leidet, fängt eher an zu winseln und winselt insgesamt mehr als andere Hunde, berichten die Forscher im Fachblatt „Applied Animal Behavior Science“. Das Bellen sei mehr ein lautstarker Protest gegen die unangenehme Situation, während das Winseln das Gefühl des Verlassenseins zum Ausdruck bringe. Auf diesen Unterschied sollten Hundebesitzer achten, wenn sie sich um das Wohlergehen ihres Haustiers sorgen.

„Unsere Experimente zeigten die Komplexität vokaler Reaktionen von Hunden, die kurzzeitig im Freien von ihren Besitzern getrennt wurden“, schreiben Péter Pongrácz und seine Kollegen von der Eötvös Loránd Universität in Budapest. Für die Untersuchungen gaben 45 Hundehalter über Fragebögen Auskunft zum Verhalten ihres Haustiers, wenn es vorübergehend alleingelassen wird. Die Rassehunde und Mischlinge waren im Schnitt vier Jahre alt. Ein Hund wurde als verhaltensgestört eingestuft, wenn er bei Abwesenheit des Besitzers anhaltend bellt oder jault, an Tür und Wänden kratzt, Gegenstände zerstört, den Boden beschmutzt und den Besitzer bei dessen Rückkehr übermütig begrüßt. Aufgrund dieser Angaben erfolgte eine Einteilung in zwei Gruppen, die aus Tieren mit normalem oder unnormalem Verhalten bestanden. Für den Verhaltenstest band der Hundebesitzer seinen Hund an einem Baum fest, verabschiedete sich kurz von ihm, ging dann auf ein 45 Meter entferntes Haus zu und verschwand dahinter. Drei Minuten nach dem Abschiednehmen kam er wieder vom Haus auf den Hund zu.

Die Hunde der beiden Gruppen unterschieden sich kaum in Dauer und Lautstärke des Bellens. Hierbei spielte das Alter eine größere Rolle: Jüngere Tiere bellten mehr als ältere. Als deutliches Unterscheidungsmerkmal erwies sich dagegen, dass die verhaltensgestörten Hunde mit doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit winselten, früher damit begannen und es länger fortsetzten als die anderen. Nach Ansicht der Forscher drücken Hunde durch Bellen und Winseln als Reaktion auf das Alleinsein ganz unterschiedliche Befindlichkeiten aus. Mit dem Bellen protestiert das Tier lautstark, vor allem wenn es sich an einem fremden Ort befindet. Bei diesem Verhalten könnte es sich um eine während der Domestikation entstandene Form der Kommunikation mit dem Menschen handeln, denn Wölfe zeigen dieses Verhalten nicht. Im Gegensatz dazu ist das nur in der Nähe hörbare Winseln ursprünglich eine natürliche Reaktion von Jungtieren, die den Kontakt zu den Artgenossen verloren haben. In den Verhaltensexperimenten drückten die Hunde damit das Gefühl der Verlassenheit aus, ohne es zur Kommunikation nutzen zu können. Durch Bellen kann der Hund ganz Verschiedenes ausdrücken: Aggression, Angst oder Freude. Doch Winseln ist eindeutiger und meist ein Ausdruck von Frustration und negativen Gefühlen.

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