Hormon aus Fettgewebe schützt Frauen vor Leberkrebs

„Wir haben die Wirkung von Testosteron auf das Fettgewebe untersucht und konnten zeigen, dass Testosteron die Freisetzung von Adiponektin ins Blut verringert“, sagt Leticia Herrera-Melle aus dem Labor von Guadalupe Sabio am Centro Nacional de Investigaciones Cardiovasculares in Madrid. Adiponektin ist eines von mehreren Hormonen des Fettgewebes, die das Hungergefühl und den Stoffwechsel regulieren. In Experimenten mit Mäusen konnten die Forscher nachweisen, dass das männliche Sexualhormon Testosteron ein Protein in Fettzellen aktiviert und dadurch die Produktion von Adiponektin hemmt. Nach einer Kastration stieg der Blutspiegel an Adiponektin auf ähnlich hohe Werte wie bei weiblichen Tieren, so dass eine Vermehrung implantierter Leberkrebszellen unterdrückt wurde. Bei genetisch veränderten Mäusen, die kein Adiponektin mehr bilden konnten, unterschieden sich männliche und weibliche Tiere im Wachstum solcher Tumorzellen nicht mehr.
Lebertumorzellen bilden vermehrt Rezeptoren für Adiponektin. Das Andocken des Hormons aktiviert zwei Proteine, die das Krebswachstum hemmen. Die jetzt aufgedeckte Kommunikation zwischen Sexualhormon, Fettgewebe und Leber zeige, warum das Leberkrebsrisiko vom Geschlecht abhängt, sagt Sabio. Da bei Fettleibigkeit der Adiponektin-Spiegel sinkt, erkläre dieser Zusammenhang auch das erhöhte Risiko von Fettleibigen, an Leberkrebs zu erkranken. Weitere Untersuchungen sollen nun zeigen, ob der Einsatz von Adiponektin zur Behandlung des Leberzellkarzinoms geeignet ist. Möglicherweise, so Sabio, könne dazu auch das Diabetesmedikament Metformin eingesetzt werden, das an dasselbe Protein bindet wie das Hormon.