Hoch erhobenen Hauptes durch die Urzeit

Viele Darstellungen von Sauropoden sind höchstwahrscheinlich falsch: Die größten aller Dinosaurier streckten Hals und Kopf nach oben, nicht nach vorne
Eine korrekte Darstellung eines Brachiosaurus im Humboldt Musuem für Naturkunde, Berlin - mit Mike Taylor, der am Vorderbein des Dinosauriers steht
Eine korrekte Darstellung eines Brachiosaurus im Humboldt Musuem für Naturkunde, Berlin - mit Mike Taylor, der am Vorderbein des Dinosauriers steht
© Museum für Naturkunde Berlin
Portsmouth (Großbritannien) - Den Kopf am schier endlos langen Hals waagerecht nach vorne gestreckt - so oder so ähnlich werden Sauropoden wie Brachiosaurus und Apatosaurus häufig dargestellt. Wahrscheinlich falsch, sagen jetzt britische und amerikanische Paläontologen. Gängige Darstellungen vom Plastikspielzeug über Filmanimationen bis hin zu manchen Museumsstücken, sind ihren Untersuchungen zufolge nicht korrekt. Vielmehr schritten die riesigen Dinosaurier hoch erhobenen Hauptes durch die urzeitliche Landschaft, nehmen die Forscher an. Die vermutlich größten landlebenden Tiere der Erdgeschichte erreichten damit eine Höhe von bis zu 15 Metern. Details schildern die Briten im Fachblatt "Acta Palaeontologica Polonica".

"Wie die Tiere, die wir heute um uns herum haben, werden auch sie die meiste Zeit mit erhobenem Nacken verbracht haben, außer beim Trinken oder der Futtersuche nahe am Boden ", erläutert Mike Taylor von der University of Portsmouth. "Wir können nicht einfach die fossilen Knochen für sich studieren", ergänzt sein Kollege Matt Wedel von der Western University of Health Sciences in California. "Dinosaurier waren lebende Tiere und um zu verstehen, wie sie lebten, müssen wir uns Tiere anschauen, die heute leben." Gemeinsam mit Kollegen hatten die Forscher Röntgenaufnahmen Angehöriger zehn heute lebender Wirbeltiergruppen untersucht und Aufbau und Anordnung der Wirbelknochen mit der Anatomie bei Saropoden verglichen.

Sie beobachteten: Lediglich bei Salamandern, Schildkröten, Echsen und Krokodilen ist der Nacken leicht geneigt. Moderne Wirbeltiere, gleich ob Katzen, Vögel oder auch der Mensch, halten Hals und Kopf aufrecht. Bei Säugern und Vögeln aber, welche ebenso wie die Dinosaurier eine aufgerichtete Beinposition haben, ist er dagegen senkrecht. Sie schließen aus ihren Beobachtungen an lebenden Spezies, dass auch die Sauropoden der Urzeit den Hals eher wie eine Giraffe empor gereckt statt ihn waagerecht nach vorn gestreckt haben und dass dieser zudem weit flexibler war als bislang angenommen. Auch wenn die Dinosaurier Hals und Kopf kaum exakt so wie ein heute lebendes Tier getragen haben, müsse man annehmen, dass die Basis ihres Nackens stark aufwärts gekrümmt war, so die Forscher. Manche besaßen womöglich sogar einen etwa s-förmigen Hals ähnlich wie ein Schwan.

Auch wenn beispielsweise ein Brachiosaurus-Skelett im Humboldt Musuem für Naturkunde in Berlin den Dinosaurier korrekt mit aufrechtem Hals darstellt - in den meisten Darstellungen von Sauropoden, angefangen bei Spielzeugdinosauriern über Filmanimationen bis zu Museumsexponaten, sind Hals und Kopf der Riesen abgesenkt. Die Arbeit von Taylor und seinen Kollegen liefert nun plausible Belege dafür, dass dies falsch ist. Bisher beruht die Vermutung auf der Untersuchung lebender Spezies. In weiteren Studien wollen die Forscher noch herausfinden, ob die aufrechte Position tatsächlich energetisch effizient ist.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: University of Portsmouth


 

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