High-Tech im Geflügelstall der Zukunft soll Männlein oder Weiblein schon im Ei erkennen

"Praktisch haben wir das noch nicht probiert, die Technik existiert aber", erläutert Gerald Steiner von der Technischen Universität Dresden gegenüber Wissenschaft aktuell. "Rein technisch sollte es machbar sein, 1000 Eier innerhalb weniger Sekunden zu scannen." Eier, aus denen Weibchen schlüpfen werden, könnten dann weiter bebrütet, die anderen als Industrieeier aussortiert werden. Die Methode würde das heute gängige Vorgehen in der Eierproduktion grundlegend verändern. Männliche Küken würden nicht mehr schlüpfen und müssten auch nicht getötet werden. Das Gerät, welches den Forschern vorschwebt, wäre mit einer Grundfläche von ein bis zwei Quadratmetern auch gar nicht groß und der Prozess komplett automatisiert. Noch ist das allerdings Zukunftsmusik, denn bis dahin ist noch einige Forschungsarbeit notwendig. Diese findet aktuell statt, sogar mit staatlicher Unterstützung.
Keine Zukunftsmusik ist dagegen die zugrunde liegende Analyse. An den Keimzellen aus dem Mark von Federkielen 23 männlicher und 23 weiblicher sechs Wochen alter Puten konnten Steiner und seine Kollegen nachweisen: Die Geschlechtsbestimmung der Tiere per Infrarotspektroskopie funktioniert - mit einer Genauigkeit von rund 95 Prozent. "Die Keimzellen im Federkiel und die Zellen der Keimscheibe im Ei sind identisch, was den molekularen Informationsgehalt betrifft", erklärt Steiner. Und damit ist das Prinzip auch am befruchteten Ei anwendbar und für Hühner gilt es ebenso wie für Puten. Grundlage ist die unterschiedliche biochemische Zusammensetzung der Eier. Da der RNA- und der DNA-Anteil in männlichen Eiern höher sind als in weiblichen, erhalten die Forscher bei der Untersuchung einen signifikanten spektralen Fingerabdruck. So können sie künftige Männchen und Weibchen klar auseinander halten.