Herzkrankheit: Blutgruppe senkt Risiko
„Niemand kann seine Blutgruppe ändern, aber unsere Ergebnisse könnten Ärzten helfen, besser einzuschätzen, wer Gefahr läuft, Herzkrankheiten zu entwickeln“, sagt Lu Qi von der Harvard School of Public Health in Boston. Und wenn man wisse, dass man ein höheres Risiko hat, könne man dieses reduzieren, indem man einen gesünderen Lebensstil annimmt – etwa die Ernährung umstellen, sich sportlich betätigen und nicht zu rauchen. Die Mediziner hatten Daten aus zwei großen US-Langzeit-Gesundheitsstudien analysiert: der „Nurses’ Health Study“, einer bislang 26 Jahre andauernden Studie mit insgesamt 62.073 Krankenschwestern, und der „Health Professionals Follow-up Study“, einer weiteren Erhebung mit 27.428 Männern, die bisher einen Zeitraum von 24 Jahren umfasst. Sie glichen das Vorkommen von Herzerkrankungen mit den Blutgruppen den unterschiedlichen Blutgruppen ab. In ihre Berechnungen bezogen sie andere mögliche Einflussfaktoren ein, darunter unter anderem Alter, Ernährungsweise, Geschlecht, Body Mass Index (BMI), gesundheitliche Aspekte wie Diabetes, Bluthochdruck oder erhöhte Cholesterinwerte und ob jemand rauchte.
Das Team stellte fest, auch wenn es unterschiedliche bekannte Risikofaktoren für Herzerkrankungen berücksichtigten, war die Blutgruppe ein deutlicher Einflussfaktor: Menschen mit der seltensten Blutgruppe AB hatten im Vergleich zu denjenigen mit Blutgruppe 0 ein um etwa 23 Prozent erhöhtes Risiko für Herzkrankheiten. Bei Menschen mit Blutgruppe B war es um mindestens elf Prozent erhöht, während Blutgruppe A die Wahrscheinlichkeit für diese Art Gesundheitsprobleme um mindestens fünf Prozent erhöhte.
„Blutgruppen sind sehr kompliziert“, sagt Lu Qi von der Harvard School of Public Health in Boston, „daher könnte eine Vielzahl von Mechanismen eine Rolle spielen.“ Die Mediziner halten beispielsweise für möglich, dass Menschen mit Blutgruppe 0 mehr einer bestimmten Substanz im Blut haben, die sich günstig auf Blutgerinnung und Blutfluss ausübt. Bei Blutgruppe A dagegen gibt es Hinweise darauf, dass die Cholesterinwerte im Blut erhöht sind, während bei AB bestimmte Entzündungsreaktionen häufiger auftreten könnten. Bisherige Untersuchungen zu der Thematik hatten widersprüchliche Erkenntnisse gebracht. Weitere Studien, um die Ergebnisse zu vertiefen, hält Qi für sinnvoll: „Es wäre interessant zu untersuchen, ob Menschen mit unterschiedlichen Blutgruppen unterschiedlich auf Lebensstiländerungen wie zum Beispiel eine Ernährungsumstellung reagieren.“