Herkunftssprache als Horizonterweiterung statt Hemmschuh

Die Muttersprache ihrer Eltern zu pflegen, kann für Migrantenkinder in mehrerer Hinsicht förderlich sein - in Großbritannien gibt es bereits gute Erfahrungen mit zusätzlichen Schulen zur Vertiefung des Türkischen, des Bengali, des Gujarati ...
Herkunftssprachen von Kindern mit Migrationshintergrund bleiben im deutschen Bildungssystem oft unberücksichtigt, unter anderem auch das Polnische
Herkunftssprachen von Kindern mit Migrationshintergrund bleiben im deutschen Bildungssystem oft unberücksichtigt, unter anderem auch das Polnische
© Doris Marszk
Birmingham (Großbritannien) - Kinder aus Migrantenfamilien könnten bewusst mehrsprachig sein und damit ihre Entwicklungs- und späteren Karrierechancen deutlich verbessern. Doch wenn es um Herkunftssprachen wie Türkisch, Polnisch, Griechisch oder Albanisch geht, gibt es hierzulande nur wenige Bemühungen der Bildungsinstitutionen, gezielt muttersprachlichen Unterricht für Migrantenkinder anzubieten. In einigen britischen Großstädten macht man hingegen gerade gute Erfahrungen mit so genannten Ergänzungsschulen (complementary schools), wie eine Studie von pädagogischen Linguisten im Auftrag des Economic and Social Research Council (ESRC) belegt.

"Es ist selten, dass man eine Umgebung findet, in der zwei oder mehr Sprachen beim Lehren und Lernen genutzt werden", erklärt Angela Creese von der University of Birmingham. "Die Lehrer und die jungen Leute bewegen sich ständig zwischen ihren Sprachen hin und her. Und und unsere Beobachtungen zeigten, dass die Kinder stolz sind auf ihre flexiblen Sprachfertigkeiten. Ein türkischer Junge sagte uns, dass er gerade vier Sprachen lernte und dass er es liebte, sich damit vor seinen Freunden zu präsentieren."

Die Forscher beobachteten den Unterricht an Ergänzungsschulen (complementary schools) für folgende Sprachminderheiten in Großbritannien: Bengali-Schulen in Birmingham, Chinesisch-Schulen in Manchester, Gujarati-Schulen in Leicester und Türkisch-Schulen in London. Besucht werden diese Schulen von den Migrantenkindern jeweils abends oder an Wochenenden.

Die Muttersprache ihrer Eltern nicht nur am heimischen Küchentisch zu lernen und zu sprechen, ist für die Migrantenkinder sehr wichtig, fanden Creese und ihre Kollegen heraus. Denn an einer Schule ist die Sprache nicht isoliert und an bestimmte Inhalte gebunden. Hier können sprachlich alle Bereiche des Lebens einbezogen werden. Dadurch kann eine echte Mehrsprachigkeit erwachsen, die den Kindern später in Studium und Beruf Vorteile bringen könnte.

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Quelle: "Investigating multilingualism in complementary schools in four communities", Angela Creese et al.; Projekt des Economic and Social Research Council (ESRC)


 

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