Heißestes Wasser auf Erden

In 3000 Meter Tiefe spuckt ein "Black Smoker" mitten im Atlantischen Ozean bis zu 464 Grad heißes flüssiges Wasser aus
Heiße Schwaden aus dem Schlund eines Black Smokers
Heiße Schwaden aus dem Schlund eines Black Smokers
© NOAA
Bremen/Münster - Mitten im Atlantik, knapp südlich vom Äquator, entdeckten deutsche Geologen das bisher heißeste flüssige Wasser auf Erden. Auf dem Mittelozeanischen Rücken in 3000 Meter Tiefe spucken zwei hydrothermale Quellen, die schwarzen Raucher, bis zu 464 Grad Celsius heißes Wasser schwadenweise aus. Unter normalen Umständen wird Wasser ab 100 Grad gasförmig. Am Meeresboden in dieser Tiefe jedoch herrscht dabei ein Druck von etwa 298 bar, wie die Forscher in der Fachzeitschrift "Geology" berichten, fast 300 mal so viel wie an der Erdoberfläche.

"Es ist Wasser, aber nicht wie wir es kennen", sagt Andrea Koschinsky, Geochemikerin an der Jacobs University in Bremen. Die heiße Flüssigkeit befindet sich in einem superkritischen Zustand, der nur bei gleichzeitig hohen Temperaturen und Drücken auftreten kann. Dabei vermischen sich die gasförmige und flüssige Phase von Wasser. Es ist schwerer als Wasserdampf, aber leichter als das umgebende Salzwasser, so dass es mit großer Geschwindigkeit nach oben sprudelt.

Die beiden Schwarzen Raucher, Two Boats und Sister Peaks, entdeckten die Forscher bereits auf einer Atlantik-Expedition vor drei Jahren. 2006 und 2007 besuchten sie diese Stelle wieder und untersuchten diese hydrothermalen Quellen genauer. Als Heizquelle vermuten die Wissenschaftler eine große Magmablase direkt unter den Schwarzen Rauchern. Da die Gesteinsschichten auf dem geologisch aktiven Mittelozeanischen Rücken sehr dünn ist und sich immer neu bildet, kann es zu einem Kontakt zwischen eindringendem Salzwasser und heißem, vulkanischem Magma kommen.

Koschinsky und Kollegen sind nicht allein an dem heißen, superkritischen Wasser interessiert. Denn die Schwarzen Raucher spucken auch zahlreiche Mineralien aus: Gold, Kupfer, Eisen, Mangan oder Schwefel. Koschinsky schätzt, dass etwa die Hälfte der Manganvorkommen auf dem Boden der Ozeane seinen Ursprung in den kleinen Unterwasservulkanen hat. Aber eine wirtschaftliche Gewinnung der Rohstoffe könnte sich hier nicht nur wegen der Tiefe schwierig gestalten. Auch die hohen Temperaturen würden eine Bergung der Mineralien stark behindern.

Nach Vermutungen der Forscher existieren die beiden Schwarzen Raucher noch nicht lange. Es sei wahrscheinlich, dass sie erst nach einem Erdbeben, das sich im Jahre 2002 in dieser Region ereignete, aktiv wurden und seitdem Salzwasser in den superkritischen Zustand versetzten.

Geology
Quelle: "Hydrothermal venting at pressure-temperature conditions above the critical point of seawater, 5°S on the Mid-Atlantic Ridge", Andrea Koschinsky et al., Geology, Vol. 36, S. 615
DOI:10.1130/G24726A.1


 

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